Angriff auf Google: Deutsche Suchmaschine will Markt aufmischen

Google ist eine der beliebtsten Suchmaschinen.
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Europas Antwort auf Google & Bing: Neue Suchmaschine für mehr Unabhängigkeit

Der Markt für Internetsuchen wird derzeit von US-amerikanischen Tech-Giganten wie Google und Microsoft dominiert. Doch europäische Anbieter wollen das ändern. Die deutschen und französischen Suchmaschinen Ecosia und Qwant haben ein ambitioniertes Projekt ins Leben gerufen. So könnte Google bald durch eine deutsche Suchmaschine Konkurrenz erwarten.

Die European Search Perspective (EUP). Ziel ist die Entwicklung eines eigenen Suchindexes, um sich von den US-Konzernen zu lösen, Datenschutz zu verbessern und innovative Technologien schneller zu integrieren.

Warum Ecosia und Qwant eine eigene Lösung brauchen

Bislang greifen sowohl Ecosia als auch Qwant auf Suchergebnisse von Microsofts Bing zurück, in manchen Fällen sogar auf Daten von Google. Doch das bringt Abhängigkeiten mit sich – und steigende Kosten. Microsoft hat zuletzt die Preise für die Nutzung seiner Suchergebnisse erhöht, was europäische Anbieter unter Druck setzt. Gleichzeitig könnte Microsoft den Zugang zu seinen Daten in Zukunft weiter einschränken.

Mit einem eigenen Suchindex wollen Ecosia und Qwant ihre Suchtechnologie unabhängig betreiben. Langfristig könnten sie so Kosten senken und mehr Kontrolle über die Suchergebnisse gewinnen.

Künstliche Intelligenz verändert die Suche

Ein weiteres Argument für EUP ist die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI). Suchmaschinen setzen zunehmend auf generative KI, um Anfragen zu analysieren und direkt Antworten bereitzustellen. Der Zugriff auf große KI-Modelle ist jedoch ebenfalls oft an Verträge mit US-Unternehmen gebunden.

Ecosia und Qwant experimentieren bereits mit KI-gestützten Funktionen, haben aber noch keine eigene technologische Basis. Mit einem eigenständigen Suchindex könnten sie eigene KI-Modelle trainieren und so schneller Innovationen umsetzen.

Ecosia-Gründer Christian Kroll erklärte in einem Interview mit TechCrunch: „Die großen Suchmaschinen zögern immer mehr, ihren Index für andere Anbieter zu öffnen. Deshalb ist es essenziell, eine unabhängige europäische Alternative zu entwickeln.“ Damit könnte Google durch eine deutsche Suchmaschine Konkurrenz erhalten.

Wie funktioniert ein eigener Suchindex?

Ein Suchindex ist das Herzstück einer Suchmaschine – eine Art riesige digitale Bibliothek, in der Milliarden von Webseiten gespeichert und kategorisiert werden. Google und Microsoft besitzen eigene Indizes und bestimmen, welche Inhalte Nutzern angezeigt werden.

Mit EUP wollen Ecosia und Qwant ein europäisches Gegenmodell aufbauen, das den strengen Datenschutzbestimmungen der EU entspricht. Dabei soll der Index nicht personalisierte Werbung nutzen, sondern wie Qwant es formuliert „auf rein inhaltlicher Relevanz basieren.“

Datenschutz als entscheidender Faktor

Eines der Hauptziele von EUP ist es, eine Alternative zu Google zu bieten, die die Privatsphäre der Nutzer stärker respektiert. Während Google personalisierte Suchergebnisse auf Basis umfangreicher Nutzerdaten liefert, verspricht Qwant, auf Tracking und personalisierte Werbung zu verzichten.

„Wir werden auch mit dem neuen Index ohne personalisierte Daten arbeiten und die Algorithmen nur auf Basis öffentlich verfügbarer Informationen optimieren“, so Qwant-CEO Olivier Abecassis.

Der Digital Markets Act der EU könnte solchen Projekten in Zukunft zugutekommen, indem er Marktmacht von Tech-Giganten beschränkt und Alternativen fördert. Sollte sich das geopolitische Klima ändern, könnte eine eigene europäische Suchtechnologie zudem strategisch entscheidend sein.

Herausforderungen und Konkurrenz

Es gibt bereits Suchmaschinen, die eigene Indizes aufgebaut haben, etwa Brave Search. Doch Ecosia und Qwant verfolgen einen anderen Ansatz: Sie wollen nicht einfach bestehende Technologien kopieren, sondern eine europäische Lösung entwickeln, die sich stärker auf Datenschutz und Nachhaltigkeit konzentriert.

Eine große Herausforderung besteht darin, dass viele Plattformen wie Facebook und Instagram den Zugang für externe Suchmaschinen zunehmend beschränken. Das erschwert es neuen Suchmaschinen, Inhalte zu indexieren.

Finanzierung und Zukunftsaussichten

Ecosia und Qwant investieren bereits in die Entwicklung von EUP, wollen aber keine genauen Summen nennen. Die neue Gesellschaft soll als eigenständiges Unternehmen geführt werden, um externe Investoren anzuziehen.

Mit rund 20 Millionen monatlichen Nutzern bei Ecosia und etwa 6 Millionen bei Qwant gibt es bereits eine solide Basis für das Vorhaben. Bis 2025 soll der neue Suchindex zunächst in Deutschland verfügbar sein.

Langfristig könnte EUP eine echte Alternative zu Google und Bing werden – mit mehr Datenschutz, besserer europäischer Kontrolle und einem innovativen KI-Ansatz. Europas digitale Souveränität könnte damit einen wichtigen Schritt nach vorne machen.

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