Barrierefreiheit wird Pflicht: Droht eine Kostenlawine?

Frau im Rollstuhl
Inhaltsverzeichnis

Barrierefreiheit wird in Deutschland ab 2025 in vielen Bereichen verpflichtend. Das Ziel ist es, eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen, unabhängig von körperlichen Einschränkungen, gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilnehmen können. Doch mit der Umsetzung dieser Anforderungen stellt sich die Frage: Wie stark wird die Wirtschaft durch die Anpassung belastet?

Barrierefreiheit im öffentlichen Raum: Die neuen Anforderungen

Ab dem 28. Juni 2025 müssen öffentliche Gebäude, Dienstleistungen und Produkte barrierefrei gestaltet sein, um den EU-Vorgaben zu entsprechen. Diese Regelung betrifft etwa 80 % aller Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen für den öffentlichen Gebrauch anbieten. Beispiele sind Websites, Fahrkartenautomaten und Bankterminals, die künftig auch für Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen zugänglich sein müssen.

Die Umstellung verursacht Kosten, vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs). Experten schätzen, dass die Anpassung von IT-Systemen und Gebäuden je nach Unternehmensgröße zwischen 10.000 und 100.000 Euro kosten kann.

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass etwa 60 % der betroffenen Unternehmen derzeit nicht auf die neuen Vorgaben vorbereitet sind. Hier drohen hohe Nachrüstkosten.

Rollstuhlfahrer auf einer Rampe

Barrierefreiheit in der digitalen Welt: Eine Herausforderung für Unternehmen

Digitale Barrierefreiheit ist ein zentraler Bestandteil der neuen Regelungen. Websites und Apps müssen so gestaltet sein, dass sie von allen Nutzern problemlos bedient werden können. Dies umfasst beispielsweise die Bereitstellung von Textalternativen für Bilder, eine einfache Navigation und die Möglichkeit, Inhalte mit Screenreadern zu erfassen.

Aktuell erfüllen nur rund 30 % der deutschen Unternehmenswebsites die Standards der Barrierefreiheit. Der Nachholbedarf ist enorm. Die Umstellung wird allerdings auch langfristige Vorteile bringen. Eine barrierefreie Website erreicht mehr Kunden und verbessert die Nutzererfahrung für alle. Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen mit barrierefreien digitalen Angeboten bis zu 20 % mehr Kunden gewinnen können.

Die Kosten für die digitale Anpassung variieren stark. Die Überarbeitung einer mittelgroßen Website kann etwa 15.000 bis 50.000 Euro kosten. Für Großunternehmen, die umfangreiche Online-Dienste betreiben, können die Investitionen in die Hunderttausende gehen.

Zwei Frauen in jeweils einem Rollstuhl

Einzelhandel: Umbau statt Strafzahlungen

Auch der stationäre Einzelhandel steht vor einer großen Aufgabe. Verkaufsflächen, Eingänge und Sanitäranlagen müssen barrierefrei zugänglich sein. Laut einer Untersuchung der Industrie- und Handelskammer benötigen 45 % der Einzelhandelsgeschäfte bauliche Anpassungen, um die neuen Standards zu erfüllen. Dazu gehören Rampen, breite Türen und ebenerdige Zugänge.

Die Kosten für solche Umbauten hängen stark von der Größe des Geschäfts ab. Kleine Läden müssen mit Investitionen von mindestens 5.000 bis 20.000 Euro rechnen. Größere Geschäfte oder Einkaufszentren könnten hingegen sechsstellige Beträge investieren müssen. Wer nicht rechtzeitig handelt, riskiert hohe Strafen. Diese können in Deutschland bis zu 100.000 Euro betragen. Zusätzlich droht ein Imageschaden, wenn Kunden barrierefreie Alternativen bevorzugen.

Wirtschaftliche Chancen durch Inklusion

Trotz der anfallenden Kosten bietet Barrierefreiheit auch Chancen. Rund 10 % der deutschen Bevölkerung leben mit einer Behinderung, das sind über 8 Millionen Menschen. Diese Zielgruppe ist häufig auf barrierefreie Angebote angewiesen und gibt jährlich etwa 4 Milliarden Euro aus. Unternehmen, die rechtzeitig in Barrierefreiheit investieren, können von diesem Marktpotenzial profitieren.

Ein weiterer Vorteil: Investitionen in Barrierefreiheit steigern oft die allgemeine Attraktivität von Produkten und Dienstleistungen. Viele der Maßnahmen, wie eine benutzerfreundliche Gestaltung oder verbesserte Zugänglichkeit, kommen auch älteren Menschen und Familien mit Kindern zugute. Studien zeigen, dass Unternehmen, die auf Inklusion setzen, nicht nur wirtschaftlich erfolgreicher sind, sondern auch ihr Image als soziale und moderne Akteure stärken.

Fazit

Barrierefreiheit ist keine freiwillige Option mehr, sondern eine gesetzliche Verpflichtung, die Unternehmen in nahezu allen Branchen betrifft. Die Kosten der Umsetzung sind zweifellos hoch, insbesondere für KMUs.

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