Baugenehmigungen gelten als wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Seit dem Jahr 2022 sind die Genehmigungen stark rückläufig. Besonders betroffen ist der Wohnungsbau, der im Jahr 2023 den niedrigsten Stand seit elf Jahren erreichte. Auch im Jahr 2024 setzte sich der Rückgang fort
Ein Blick auf die Entwicklung der Baugenehmigungen
Baugenehmigungen zeigen, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt. Sie geben einen Hinweis darauf, wie viele neue Gebäude in den kommenden Jahren entstehen werden. In Deutschland ist die Zahl der erteilten Genehmigungen seit dem Jahr 2022 stark gesunken. Diese Entwicklung hängt eng mit der wirtschaftlichen Lage zusammen. Steigende Energiepreise, hohe Inflation, teures Baumaterial und Lieferengpässe haben die Baukosten deutlich erhöht.
Dazu kommen hohe Zinsen, die Kredite verteuern. Im Jahr 2023 wurden rund 67.900 neue Wohngebäude genehmigt – etwa 42.800 weniger als im Vorjahr. Innerhalb von zwei Jahren sank die Zahl der Genehmigungen um rund 61.000. Damit erreichte der Wohnungsbau den niedrigsten Stand seit elf Jahren.

Auch im Jahr 2024 setzte sich der Rückgang fort. Der Neubau von rund 215.900 Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden wurde genehmigt. Das entspricht einem Rückgang von 17 % im Vergleich zum Vorjahr.
Damit sanken die Baugenehmigungen das dritte Jahr in Folge. Die folgende Statistik zeigt die Entwicklung der Baugenehmigungen von 2021 bis 2024 sowie die prozentualen Veränderungen.

Wohnungsbau besonders stark betroffen
Vor allem der Wohnungsbau leidet unter den gestiegenen Baukosten. Im Jahr 2023 wurden knapp 260.000 Wohnungen genehmigt – bereits 27 % weniger als im Vorjahr. Die Bundesregierung wollte jährlich 400.000 neue Wohnungen schaffen, doch dieses Ziel wurde nicht erreicht.
Im Jahr 2024 wurden nur mehr der Neubau von rund 215.900 Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden in Deutschland genehmigt. Damit ist die Zahl der genehmigten Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr um weitere etwa 17 % zurückgegangen und die Baugenehmigungen für Wohnungen sanken damit das dritte Jahr in Folge

Besonders bei Einfamilienhäusern ist der Rückgang deutlich: Die veranschlagten Kosten lagen 2023 bei rund 17 Milliarden Euro – zehn Milliarden weniger als im Vorjahr. Der Großteil der Bauvorhaben wurde von privaten Haushalten betreut, deren Anteil bei 69 % lag. Doch viele Bauherren schrecken vor den hohen Baupreisen und Zinsen zurück.
Entwicklungen im Nichtwohnbau
Auch im Bereich der Nichtwohngebäude ist die Zahl der Genehmigungen gesunken, wenn auch weniger stark.
Besonders betroffen waren Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Handels- und Warenlagergebäude. Im Bereich der Fabrik- und Werkstattgebäude wurden 2023 Neubaukosten von rund 6,5 Milliarden Euro veranschlagt. Das zeigt, dass trotz des Rückgangs weiterhin in die industrielle Infrastruktur investiert wird.
Regionale Unterschiede im Bereich Baugenehmigungen
Die Zahl der Baugenehmigungen variiert stark zwischen den Bundesländern. Bayern lag 2023 mit rund 22.900 neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden an der Spitze. Dahinter folgten Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Am wenigsten wurde in Bremen gebaut, wo im gleichen Jahr nur 294 neue Gebäude genehmigt wurden.
Auch in Berlin, Hamburg und im Saarland waren die Zahlen vergleichsweise niedrig. Die Unterschiede lassen sich durch die wirtschaftliche Situation und die Grundstückspreise erklären. In wirtschaftsstarken Regionen mit hoher Nachfrage wird mehr gebaut, während die hohen Kosten in Ballungsgebieten viele Bauherren abschrecken.
Ursachen, warum die Baugenehmigungen zurückgehen
Der Rückgang der Baugenehmigungen hat mehrere Ursachen. Die Energiekrise und Lieferengpässe haben die Preise für Baumaterialien stark steigen lassen. Gleichzeitig sind die Zinsen für Baukredite gestiegen, was die Finanzierung neuer Projekte erschwert.
Diese Kombination aus hohen Kosten und teurer Finanzierung führt dazu, dass viele Bauherren ihre Pläne aufschieben. Auch Unternehmen zögern, größere Bauprojekte zu starten, solange die wirtschaftliche Lage unsicher ist.

Folgen für den Wohnungsmarkt
Weniger Baugenehmigungen bedeuten, dass das Wohnungsangebot nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann. Besonders in Großstädten führt das zu steigenden Mieten und einer angespannten Wohnsituation.
Der Rückgang der Genehmigungen macht es unwahrscheinlich, dass das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, in den kommenden Jahren erreicht wird. Besonders Familien können sich den Bau eines Eigenheims aufgrund der gestiegenen Kosten oft nicht mehr leisten.
Ausblick
Ob sich die Lage in den kommenden Jahren verbessert, hängt vor allem von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Sinkende Inflation und niedrigere Baukosten könnten mehr Bauherren dazu bewegen, ihre Projekte umzusetzen. Auch günstigere Zinsen würden den Neubau erleichtern. Ob und wann diese Erholung einsetzt, ist jedoch ungewiss.