Die aktuelle Chipkrise bringt die deutsche Wirtschaft in ernsthafte Schwierigkeiten. Experten warnen, dass das Land möglicherweise zum dritten Mal in Folge eine Rezession erleben könnte, wenn die Produktion in der Auto- und Zulieferindustrie weiterhin stockt. Die Bundesregierung rechnet derzeit für 2025 mit einem Miniwachstum von 0,2 %. Doch diese Prognose könnte hinfällig werden, wenn die Lieferengpässe beim chinesischen Hersteller Nexperia länger anhalten.
Autoindustrie besonders gefährdet
Berechnungen des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) zeigen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,04 bis fast 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen könnte, abhängig davon, wie lange die Produktionsausfälle andauern.
Die Autoindustrie steht besonders unter Druck. Viele Hersteller, darunter Volkswagen, sind auf Halbleiter angewiesen, die unter anderem für Motorsteuerungen, LED-Systeme, Fensterheber und andere elektronische Fahrzeugteile benötigt werden. Ohne ausreichende Chips drohen Produktionsstopps an den Bändern, die sich direkt auf die Lieferketten auswirken.
Die VFA-Analyse zeigt drei Szenarien, wie stark sich die Chipkrise auf die Auto- und Zulieferindustrie auswirken könnte: Ein kurzfristiger Engpass führt nur zu leichten Wachstumseinbußen, während längere Ausfälle bis zum Jahresende die deutsche Wirtschaft in eine dritte Rezession in Folge treiben könnten.
Chipmangel breitet sich auf andere Branchen aus
Die Auswirkungen beschränken sich nicht auf die Autoindustrie. Halbleiter von Nexperia werden auch in anderen Schlüsselbereichen eingesetzt:
- Maschinenbau
- Robotik
- Photovoltaik
- Smartphones und Laptops
Die Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten, der zum chinesischen Wingtech-Konzern gehört, macht die Situation besonders riskant. Ein Engpass bei Nexperia kann sich somit branchenübergreifend auf die deutsche Wirtschaft auswirken.
Szenarien der wirtschaftlichen Entwicklung
Die VFA-Ökonomen Claus Michelsen und Simon Junker haben drei Szenarien entwickelt:
- Kurzfristiger Engpass: Die Lieferungen verzögern sich nur wenige Wochen. Das BIP-Wachstum sinkt leicht, eine Rezession wird vermieden.
- Mittelfristiger Engpass: Die Produktion stockt mehrere Monate. Das Wachstum schrumpft deutlich, und die Wirtschaft gerät auf Rezessionskurs.
- Längerer Engpass bis Jahresende: Größere Produktionsstopps führen zu einem Rückgang des BIP um bis zu 0,5 Prozentpunkte – eine dritte Rezession in Folge wäre dann sehr wahrscheinlich.
Die Szenarien verdeutlichen, wie sensibel die deutsche Wirtschaft auf Halbleiterlieferungen reagiert. Besonders die Autoindustrie spielt eine Schlüsselrolle, da sie als Motor der deutschen Wirtschaft gilt.

Politische und wirtschaftliche Relevanz
Für die Bundesregierung ist die Lage hochbrisant. Das Miniwachstum von 0,2 %, das in der Herbstprojektion prognostiziert wurde, könnte durch die Chipkrise schnell hinfällig werden. Die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zeigt die Verwundbarkeit der deutschen Wirtschaft gegenüber globalen Lieferketten.
Ein längerer Produktionsstillstand hätte nicht nur direkte Folgen für die Autohersteller, sondern auch für Zulieferer, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Der Maschinenbau, die Elektronikbranche und die Robotik könnten ebenfalls stark betroffen sein, wenn die Chips nicht rechtzeitig geliefert werden.
Ausblick: Rezessionsgefahr bleibt hoch
Die Chipkrise ist mehr als ein kurzfristiges Problem. Sie verdeutlicht die hohe Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von globalen Lieferketten und wie schnell selbst kleine Engpässe zu spürbaren Wachstumsverlusten führen können.
Ob Deutschland tatsächlich in eine dritte Rezession in Folge rutscht, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Auto- und Zulieferindustrie wieder mit den notwendigen Halbleitern versorgt wird. Bis dahin bleibt das Wirtschaftswachstum fragil, und die Gefahr eines negativen Jahresabschlusses ist real.




