Im Oktober 2024 erlebte Deutschland eine überraschende Rückkehr zur Kohleverstromung, die zu einer signifikanten Veränderung im deutschen Energiemix führte. In diesem Monat stammten laut Medienberichten fast 30 % des erzeugten Stroms aus Kohle, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den Vormonaten darstellt.
Warum kehrt man zu Kohleverstromung zurück?
Die Entwicklung in Deutschland ist deshalb bemerkenswert, da Kohle als besonders umweltschädlicher Energieträger gilt und ihre Nutzung im Rahmen der Energiewende eigentlich reduziert werden soll.
Verschiedene Faktoren trugen maßgeblich zu diesem Anstieg bei. Ein wichtiger Grund war unter anderem der Einfluss ungünstiger Wetterbedingungen im Oktober. Diese führten zu einem deutlichen Rückgang der Windkraftproduktion, da die Windverhältnisse in diesem Monat schwächer waren.
Dadurch verstärkte sich folglich auch die Abhängigkeit von anderen Energiequellen, wobei Kohle als kurzfristige Alternative zur Windkraft vermehrt genutzt wurde.
Zusätzlich erreichte der Preis für Erdgas im Oktober den höchsten Monatswert des Jahres, was die Stromproduktion aus Gas wirtschaftlich weniger attraktiv machte und den Rückgriff auf Kohle als günstigere Option begünstigte.
Kohleverstromung steht im Widerspruch zu Energiewende
Die verstärkte Kohleverstromung steht in klarem Widerspruch zu den langfristigen Zielen der deutschen Energiewende. Im ersten Halbjahr 2024 erreichte der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion mit 61,5 % einen historischen Rekord. Gleichzeitig ging der Anteil der Kohleverstromung im Vergleich zum Vorjahr um 26,4 % zurück.
Deutschland verfolgt eigentlich das recht ambitionierte Ziel, bis 2030 rund 80 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Doch die schwankende Verfügbarkeit von Solar- und Windenergie stellt die Umsetzung dieses Ziels eindeutig vor große Herausforderungen, da die Energiegewinnung aus diesen Quellen von den Wetterbedingungen abhängt.
Der hohe Kohleanteil im Oktober macht einmal mehr deutlich, wie anfällig die Energiewende auf unvorhersehbare Schwankungen und Preisschwankungen bei Brennstoffen reagiert. Um die Stromversorgung auch bei solchen Engpässen sicherzustellen, sind flexible Backup-Systeme notwendig.
Diese könnten in Form von konventionellen Kraftwerken erfolgen, die als Stabilitätsanker im Energiemix dienen, um die Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen.
Was versteht man unter Kohleverstromung überhaupt?
Kohleverstromung bezeichnet, wie der Name schon vermuten lässt, die Erzeugung von Strom durch die Verbrennung von Kohle. In Kohlekraftwerken wird die bei der Verbrennung von Steinkohle oder Braunkohle entstehende Wärme genutzt, um Wasser zu erhitzen und Dampf zu erzeugen.
Dieser Dampf treibt Turbinen an, die mit Generatoren verbunden sind und so elektrische Energie erzeugen.
Kohle war über viele Jahrzehnte eine der wichtigsten Energiequellen weltweit und hat auch in Deutschland eine bedeutende Rolle im Energiemix gespielt. Obwohl die Nutzung von Kohle nun seit Jahren rückläufig ist, stellt sie nach wie vor eine zuverlässige und kostengünstige Energiequelle dar.
Warum setzen manche Länder bevorzugt auf Kohleverstromung?
Ein großer Vorteil der Kohleverstromung ist ihre Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. Kohlekraftwerke können rund um die Uhr Strom erzeugen, unabhängig von Wetterbedingungen oder Tageszeiten. Dies macht sie zu einer stabilen Energiequelle, besonders bei Engpässen durch die schwankende Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien wie Wind- oder Sonnenstrom.
Darüber hinaus ist Kohle in vielen Ländern in großen Mengen verfügbar und relativ günstig abzubauen, was die Nutzung wirtschaftlich attraktiv macht. Die Kosteneffizienz ist ein weiterer Vorteil, da Kohle in Regionen, in denen sie lokal abgebaut wird, oft günstiger ist als andere Energiequellen.
Kritik aufgrund von Umweltschäden und Ressourcenverbrauch
Trotz dieser Vorteile bringt die Kohleverstromung erhebliche Umweltschäden mit sich. Kohlekraftwerke gehören zu den größten Verursachern von CO₂-Emissionen, die den Klimawandel vorantreiben. Zudem entstehen bei der Verbrennung von Kohle schädliche Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid, Stickoxide und Feinstaub, die die Luftqualität verschlechtern und gesundheitliche Probleme verursachen können. Ein weiterer Nachteil ist der hohe Ressourcenverbrauch im Kohleabbau. Dieser geht mit erheblichen Eingriffen in die Natur einher, zerstört Ökosysteme und führt zu Boden- und Wasserverschmutzung. Darüber hinaus ist Kohle ein fossiler Energieträger, der nicht unendlich verfügbar ist. Der fortschreitende Abbau und die Endlichkeit der Kohleressourcen machen die Nutzung langfristig definitiv problematisch.
Obwohl Kohleverstromung in Deutschland derzeit einen unerwarteten Anstieg erfährt, ist sie aus Umwelt- und Ressourcensicht eine problematische Energiequelle. Sie mag in Zeiten von Energieengpässen und schwankender Verfügbarkeit erneuerbarer Energien kurzfristig eine sinnvolle Option darstellen, jedoch steht sie im Widerspruch zu den langfristigen Zielen der Energiewende. Die Notwendigkeit, die Kohlenutzung zu reduzieren und gleichzeitig alternative, nachhaltigere Energiequellen zu fördern, bleibt für die Zukunft damit entscheidend.