Ab November könnte die Europäische Kommission Strafzölle gegen chinesische Elektroautos verhängen. Diese Maßnahme stößt bei deutschen Autoherstellern wie Volkswagen (VW) und BMW allerdings auf Kritik.
Beide genannten Unternehmen fordern stattdessen Verhandlungen, um mögliche negative Folgen für die europäische Automobilindustrie zu verhindern. Die EU-Staaten haben mehrheitlich für diese Option gestimmt, doch Deutschland hat sich dagegen ausgesprochen. Österreich hat sich dem Thema enthalten. Die endgültige Entscheidung liegt nun bei der Kommission.
Kritik von deutschen Autoherstellern
Besonders deutsche Autobauer wie BMW und Volkswagen äußern Bedenken hinsichtlich der möglichen Strafzölle. Oliver Zipse, der Vorstandsvorsitzende von BMW, warnte beispielsweise vor den Auswirkungen dieser Maßnahme. „Die heutige Abstimmung ist ein fatales Signal für die europäische Automobilindustrie“, betonte er.
BMW etwa befürchtet, dass Strafzölle einen Handelskonflikt zwischen der EU und China auslösen könnten, der letztlich nur Verlierer hervorbringen würde. „Jetzt braucht es eine schnelle Verhandlungslösung zwischen der EU-Kommission und China, um einen Handelskonflikt zu verhindern“, so Zipse. Dass Deutschland gegen die Einführung von Zöllen gestimmt habe, sei aus seiner Sicht ein positives Signal, das die Chancen auf eine Verhandlungslösung erhöhe.
Auch Volkswagen fordert eine diplomatische Lösung. Der Wolfsburger Konzern betonte, dass es bis Ende Oktober weiterhin möglich sei, eine politische Einigung zu erzielen, die die Einführung von Schutzzöllen verhindert. „Unser Ziel muss es sein, mögliche Schutzzölle zu vermeiden und so einen Handelskonflikt zu verhindern“, heißt es in einer Stellungnahme des deutschen Unternehmens. VW ist jedenfalls der Meinung, dass Strafzölle der falsche Weg seien, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilbranche zu stärken.
Die Befürchtungen der Automobilindustrie
Neben den einzelnen Autoherstellern äußerte sich auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) besorgt über die möglichen Auswirkungen der Strafzölle. VDA-Präsidentin Hildegard Müller erklärte, dass diese Maßnahme „ein weiterer Schritt weg von globaler Zusammenarbeit“ sei. Ihrer Meinung nach könnte der Schaden, den die Zölle anrichten, größer sein als der Nutzen. Auch Müller plädierte dafür, dass beide Seiten, die EU und China, in Verhandlungen Lösungen finden müssten, um eine Eskalation zu verhindern. „Wir sollten alles daransetzen, Strafzölle zu vermeiden, um keinen Handelskonflikt zu riskieren“, betonte sie.

Mercedes fordert Aufschub der Maßnahmen
Mercedes-Benz schließt sich den Forderungen nach Verhandlungen an. Der Luxusautohersteller befürchtet ebenfalls weitreichende negative Konsequenzen für die Branche, falls Strafzölle erhoben werden. „Wir halten die Erhebung von Strafzöllen für einen Fehler“, ließ das Unternehmen verlautbaren. Mercedes argumentiert damit, dass Strafzölle langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie beeinträchtigen könnten. Daher sei es im Interesse beider Seiten, eine diplomatische Lösung zu finden.
Darüber hinaus fordert Mercedes eine Aufschiebung der Maßnahmen, um genügend Zeit für Verhandlungen zu schaffen. „Wir sind überzeugt, dass es eine Lösung geben kann, aber das braucht Zeit“, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens.
Die Abstimmung in Brüssel und der mögliche nächste Schritt
In einer Abstimmung in Brüssel konnte sich keine ausreichende Mehrheit der EU-Staaten gegen die Einführung von Strafzöllen auf chinesische Elektroautos aussprechen. Dies bedeutet, dass die EU-Kommission, trotz der Gegenstimme Deutschlands, die Möglichkeit hat, Zölle von bis zu 35,3 % zu verhängen. Diese Zölle wären eine Reaktion auf chinesische Subventionen, die als unfaire Wettbewerbspraktik angesehen werden.
Ob es tatsächlich zur Einführung der Zölle kommt, hängt maßgeblich von den Verhandlungen zwischen der EU und China ab. Beide Seiten haben die Möglichkeit, eine diplomatische Lösung zu finden und so die Zölle zu verhindern. Falls keine Einigung erzielt wird, könnten die Zölle jedoch als Teil eines wachsenden Handelskonflikts implementiert werden.
Verhandlungen als Schlüssel zur Vermeidung eines Handelskonflikts
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Möglichkeit von Strafzöllen auf chinesische Elektroautos die Automobilbranche in Europa vor erhebliche Herausforderungen stellt. Deutsche Hersteller wie BMW, VW und Mercedes sowie der Verband der Automobilindustrie warnen vor den negativen Auswirkungen eines solchen Handelskonflikts und setzen sich für Verhandlungen zwischen der EU und China ein.
Das Ziel ist es, eine Eskalation zu vermeiden und stattdessen eine Lösung zu finden, die beiden Seiten nützt. Bis Ende Oktober bleibt noch Zeit, um eine diplomatische Einigung zu erzielen und die Einführung der Zölle zu verhindern. Ob diese Verhandlungen erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten.