Europa Halbleiterrevolution: verpasst und teuer bezahlt

Halbleiter wird von einer Hand mit grünen Hygienehandschuhen gehalten
Inhaltsverzeichnis

Europa Halbleiterrevolution – dieser Begriff steht sinnbildlich für eine industrielle Transformation, bei der der Kontinent ins Hintertreffen geraten ist. Während Asien und die USA in Produktionskapazitäten, Forschung und Technologie investieren, zahlt Europa nun den Preis für jahrzehntelange Versäumnisse.

Halbleiter sind das Herzstück jeder modernen Technologie. Von Smartphones über Elektroautos bis zu medizinischen Geräten – ohne Chips funktioniert heute keine Hightech-Anwendung. Dennoch bleibt Europas Anteil an der weltweiten Produktion verschwindend gering. Die Folgen reichen weit über den Industriesektor hinaus.

Europa Halbleiterrevolution: Rückstand trotz wachsendem Weltmarkt

Die globale Halbleiterindustrie boomt. Die Umsätze der führenden Hersteller steigen seit Jahren an – angetrieben durch Innovationen in Bereichen wie KI, autonomes Fahren oder Cloud-Computing. Die folgende Statistik gibt den Überblick über den weltweiten Umsatz der führenden Hersteller von Halbleiterprodukten in den Jahren 2009 bis 2024 in Milliarden US-Dollar.

Statistik: Weltweiter Umsatz der führenden Hersteller von Halbleiterprodukten in den Jahren 2009 bis 2024 (in Milliarden US-Dollar)

Besonders auffällig: Während Unternehmen wie Samsung, Intel und Nvidia ihre Umsätze auf über 60 Milliarden Dollar steigerten, bleibt Infineon – Europas größter Halbleiterhersteller – weit abgeschlagen. Auch Unternehmen aus Taiwan und Südkorea dominieren zunehmend den Markt. Europa hingegen bleibt Konsument, nicht Produzent.

Der Halbleiterexperte Jan-Peter Kleinhans vom Thinktank Stiftung Neue Verantwortung sagt dazu: „Europa hat den strategischen Wert von Halbleitern zu spät erkannt. Das rächt sich jetzt auf allen Ebenen.“

Deutsche Halbinseln statt europäischem Ökosystem

Einzelne Initiativen zeigen zwar Bewegung – besonders Deutschland bemüht sich, durch Ansiedlungen wieder Anschluss zu finden. Dresden gilt als Halbleiterstandort mit Tradition. Unternehmen wie GlobalFoundries und Infineon betreiben dort bedeutende Werke.

Sachsen gilt heute mit fünf Fertigungsanlagen als Halbleiterhochburg Deutschlands. Weitere Standorte wie Berlin, Regensburg oder Magdeburg kommen hinzu – teils mit Milliardeninvestitionen. Doch viele dieser Werke sind noch in Planung. Es fehlt an geschlossener europäischer Strategie, die die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt: vom Design über die Fertigung bis zur Verpackung und Logistik. Die folgende Statistik gibt den Überblich über Sachen ist Deutschlands Halbleiter-Hochburg.

Statistik: Sachen ist Deutschlands Halbleiter-Hochburg

Dr. Simone Rüthrich vom Fraunhofer IZM warn jedocht: „Wir sehen punktuelle Fortschritte, aber kein echtes Halbleiter-Ökosystem. Europa braucht industrielle Tiefe – nicht nur einzelne Leuchttürme.“

Halbleiterrevolution: Mittelstand leidet unter Abhängigkeit

Die Folgen der Importabhängigkeit spüren besonders mittelständische Unternehmen. Schon während der Corona-Krise kam es zu massiven Produktionsausfällen in der Industrie – und auch 2023 blieb die Lage angespannt.

Laut einer Umfrage von Bitkom hatten 89 % der befragten deutschen Unternehmen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Chips. Nur 7 % konnten ihre Produktion störungsfrei aufrechterhalten. Betroffen waren vor allem Automobilzulieferer, Maschinenbau und Medizintechnik.

Statistik: Hatte bzw. hat Ihr Unternehmen im Jahr 2023 Schwierigkeiten bei der Beschaffung der benötigten Halbleiter-Bauteile bzw. Komponenten?

Der CEO eines süddeutschen Automatisierungsunternehmens wird deutlicher: „Ein Cent-Bauteil aus Taiwan kann bei uns einen Millionenauftrag stoppen. Das ist kein Geschäftsrisiko – das ist ein strukturelles Problem.“

Halbleiterrevolution: der „Chips Act“ kommt zu spät

Mit dem European Chips Act will die EU nun gegensteuern. Bis 2030 soll der europäische Anteil an der globalen Produktion auf 20 % steigen – ein ambitioniertes Ziel. Dafür sind rund 43 Milliarden Euro vorgesehen, wobei ein Großteil aus bestehenden Budgets stammt.

Zum Vergleich: Die USA investieren über 50 Milliarden Dollar mit dem CHIPS and Science Act. China fördert seine Branche mit hunderten Milliarden Yuan. Europa agiert zu langsam, zu bürokratisch und zu unkoordiniert.

Hinzu kommt, dass der Aufbau neuer Fabriken Jahre dauert – von der Standortsuche über Genehmigungen bis zur Inbetriebnahme vergehen oft fünf bis sieben Jahre. Gleichzeitig droht technologische Überalterung, wenn Anlagen nicht auf den modernsten Fertigungsprozess ausgerichtet sind.

Halbleiterproduktion in Nahaufnahme

Europa Halbleiterrevolution: geopolitische Risiken werden zum Standortnachteil

Die weltweite Verflechtung der Lieferketten birgt enorme Risiken – insbesondere, wenn Europas Bedarf fast ausschließlich aus Asien gedeckt wird. Taiwan, das Zentrum der Chipindustrie, ist politisch instabil. Ein Konflikt mit China hätte unmittelbare Folgen für Europa.

Die EU hat diese Gefahr erkannt – aber Maßnahmen sind bislang kaum sichtbar. Strategische Lagerhaltung, Partnernetzwerke oder Redundanzen in der Versorgungskette fehlen weitgehend.

Wie der US-Ökonom Chris Miller in seinem Buch „Chip War“ schreibt: „Kontrolle über Halbleiter bedeutet Kontrolle über die Zukunft. Wer sie nicht hat, wird kontrolliert.“

Europa Halbleiterrevolution: jetzt oder nie

Europa steht vor einer Weggabelung. Noch ist der Abstand zur Weltspitze groß, aber nicht unüberwindbar. Was fehlt, ist nicht das Kapital, sondern der Wille zur Koordination und langfristigen Strategie.

Die kommenden Jahre entscheiden, ob Europa nur Zuschauer bleibt – oder wieder zum aktiven Mitgestalter einer der wichtigsten Industrien der Gegenwart wird. Die Uhr tickt – und mit ihr Europas technologische Souveränität.

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