Europa unternimmt gerade Schritte, um die Monopolstellung der USA in der Produktion von Weltraumnahrung zu brechen. Insbesondere Bulgarien und Litauen rücken dabei in den Fokus. Mit innovativen Produkten, die nicht nur für den Einsatz im All, sondern auch für den irdischen Gebrauch entwickelt werden.
USA: Monopol auf Weltraumnahrung
Die USA haben faktisch kein absolutes Monopol auf Weltraumnahrung, dominieren jedoch aufgrund historischer, technologischer und wirtschaftlicher Faktoren diesen Bereich. Als Pionier der bemannten Raumfahrt hat die NASA früh Standards und Innovationen entwickelt, etwa durch die Apollo-Missionen und das Space-Shuttle-Programm.
Technologien wie Gefriertrocknung oder spezielle Verpackungen für die Schwerelosigkeit wurden maßgeblich in den USA erforscht. Viele internationale Raumfahrtagenturen, wie die ESA oder JAXA, arbeiten eng mit der NASA zusammen und nutzen deren Technologien, was den Eindruck eines Monopols verstärkt.
Und auch die starke Rolle privater Raumfahrtunternehmen wie SpaceX und Blue Origin trägt zur Vorherrschaft der USA bei. Diese Unternehmen setzen neue Maßstäbe und treiben die Innovation in Bereichen wie der Ernährung im All voran. Hinzu kommt, dass Weltraumnahrung teilweise aus militärischen Projekten hervorging, in die die USA massiv investiert haben.
Zudem gibt es in den USA ein starkes Netzwerk kommerzieller Produzenten, die nicht nur für Raumfahrtbehörden, sondern auch für den zivilen Markt Weltraumnahrung herstellen. Andere Länder, etwa Russland mit Roskosmos oder China mit CNSA, entwickeln zwar eigene Systeme. Doch die USA profitieren von ihrer langen Erfahrung, ihrem technologischen Vorsprung und ihrer starken internationalen Vernetzung, wodurch sie weiterhin führend bleiben werden. Aber: Bulgarien und Litauen sagen den USA nun den Kampf an.
Bulgarien kehrt zu seinen Wurzeln zurück
Bulgarien war in den 1980er Jahren nach den USA und der Sowjetunion einer der weltweit führenden Hersteller von Weltraumnahrung. Unter der Leitung des Instituts für Kryobiologie und Lebensmitteltechnologie wurde damals das „Bulgarische Weltraummenü“ entwickelt, das bei sowjetischen und bulgarischen Raumfahrtmissionen eingesetzt wurde. Nach dem politischen und wirtschaftlichen Umbruch in den 1990er Jahren geriet diese Tradition jedoch ins Stocken.
Dank einer Initiative der Unternehmerin Neli Simeonova und der Schriftstellerin Ljudmila Filipova wird die Produktion nun wiederbelebt. Gemeinsam mit dem erwähnten Institut werden gefriergetrocknete Lebensmittel entwickelt, die sowohl für den Weltraumeinsatz als auch für Extremsituationen auf der Erde geeignet sind. Die Technologie der Gefriertrocknung ermöglicht es, Nährstoffe vollständig zu erhalten und Lebensmittel kompakt und haltbar zu machen. Und das ganz ohne Einsatz von Konservierungsstoffen.
Litauen tritt in den Markt ein
Neben Bulgarien spielt auch Litauen eine wichtige Rolle im europäischen Wettlauf um Weltraumnahrung. Das Unternehmen Super Garden gewann 2024 einen Wettbewerb der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und erhielt eine Förderung zur Entwicklung von gefriergetrockneten Snacks für europäische Astronauten. Dieses Projekt zielt darauf ab, den Markt zu diversifizieren und Europas Position im Raumfahrtsektor zu stärken.
Litauens Produkte sind so konzipiert, dass sie unter den besonderen Bedingungen des Weltraums – wie dem geschwächten Geschmackssinn der Astronauten – genussvoll und nahrhaft bleiben. Die Snacks, die sich durch ihre lange Haltbarkeit und hohe Qualität auszeichnen, sollen auch für andere Zielgruppen wie Militärangehörige und Extremsportler nutzbar sein.
Funktionelle Lebensmittel für den irdischen und außerirdischen Einsatz
Bulgarien und Litauen verfolgen eine doppelte Strategie: Neben der Versorgung von Astronauten sollen ihre Produkte auch auf der Erde neue Märkte erschließen. Bulgarien plant beispielsweise eine breite Palette an gefriergetrockneten Lebensmitteln wie Suppen, Hauptgerichte, Müsliriegel und proteinreiche Getränke. Die sollen bereits 2025 in den Handel kommen. Diese Produkte könnten in Extremsituationen wie Naturkatastrophen, Pandemien oder militärischen Einsätzen wertvolle Dienste leisten.
Auch Litauen setzt darauf, Weltraumnahrung alltagstauglich zu machen. Die Zusammenarbeit mit internationalen Wissenschaftlern zielt darauf ab, gesündere Alternativen zu herkömmlichen Lebensmitteln zu entwickeln, die sowohl Astronauten als auch Soldaten helfen könnten, Isolation und Belastungen besser zu bewältigen.
Europas Perspektive
Die Initiativen aus Bulgarien und Litauen zeigen, dass Europa entschlossen ist, im Bereich der Weltraumnahrung unabhängig zu werden. Sie wollen innovative Produkte schaffen, die sowohl im Weltraum als auch auf der Erde neue Möglichkeiten bieten. Mit einer wachsenden Nachfrage nach nahrhaften, haltbaren Lebensmitteln könnte Europa so nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich von diesen Entwicklungen profitieren.