Chinas zwiespältige Energiewende: Rekordausbau bei Solar und Wind, aber auch neue Kohlekraftwerke
China setzt weiterhin auf einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien, gleichzeitig investiert das Land aber auch in neue Kohlekraftwerke. Doch Experten warnen jetzt eindringlich davor, dass die Kohlekraftwerke in China die Klimaziele gefährden.
Ein aktueller Bericht des Centre for Research on Energy and Clean Air (Crea) und des Global Energy Monitor (GEM) zeigt, dass China im Jahr 2024 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 94,5 Gigawatt genehmigt hat. Das ist ein neuer Rekord seit 2015. Diese Entwicklung wirft Zweifel an Chinas langfristigen Klimazielen auf.
Massiver Kohleausbau trotz Klimaziele
China ist der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen und hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den Höhepunkt der CO₂-Emissionen zu erreichen und bis 2060 klimaneutral zu sein. Trotzdem setzt das Land weiterhin stark auf Kohlekraft. Doch Experten schlagen jetzt Alarm und warnen davor, dass die Kohlekraftwerke in China globale Klimaziele in Gefahr bringen.
2024 wurden 94,5 Gigawatt an neuen Kohlekraftwerken genehmigt, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Bereits ans Netz gegangen sind Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 30,5 Gigawatt. Zwischen 2020 und 2024 stieg Chinas Kohleproduktion von 3,9 auf 4,8 Milliarden Tonnen. Dies steht im Widerspruch zu den 2021 von Präsident Xi Jinping verkündeten Plänen, den Ausbau von Kohlekraftwerken „streng zu kontrollieren“. Laut Expert:innen könnte dies China in eine langfristige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zwingen.
Erneuerbare Energien auf Rekordniveau
Parallel zu den Investitionen in Kohlekraft treibt China die Erneuerbaren Energien in beispiellosem Tempo voran. 2024 wurden 356 Gigawatt an neuer Solar- und Windkraftkapazität installiert. Das ist mehr als viermal so viel wie in der gesamten Europäischen Union. Zum Vergleich: Deutschland baute 2024 lediglich 16,2 Gigawatt an Photovoltaik und 2,5 Gigawatt an Windkraft aus.
Trotz dieser Fortschritte war im vierten Quartal 2024 eine deutliche Zunahme fossiler Stromerzeugung zu beobachten. Der Bericht kritisiert, dass der massive Kohleausbau die Fortschritte im Bereich der Erneuerbaren untergräbt.
Kritik an Chinas Energiepolitik
Laut der Hauptautorin der Studie, Qi Qin, werden neue Kohlekraftwerke in China oft nicht aufgrund des Netzbedarfs, sondern aus wirtschaftlichen Interessen heraus genehmigt und gefährden so die Klimaziele. Die Energiebranche in China könnte so in eine ineffiziente Struktur mit Überkapazitäten geraten. Vergangenen Herbst hatte es noch Hoffnungen auf eine Kehrtwende gegeben. In der ersten Jahreshälfte 2024 wurden 83 % weniger neue Kohlekraftwerke genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Diese positive Entwicklung hat sich jedoch nicht fortgesetzt.
Ohne dringend notwendige politische Anpassungen droht China, seine selbstgesteckten Klimaziele zu verfehlen. Die derzeitige Strategie, sowohl in erneuerbare Energien als auch massiv in Kohle zu investieren, könnte dazu führen, dass die Energiewende ins Stocken gerät. Der Bericht betont, dass Chinas „Streben nach Kohle“ den Ausbau sauberer Energien verdrängt, anstatt die Transformation des Energiesystems voranzutreiben. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob das Land seinen Klimakurs halten kann oder weiterhin in fossile Abhängigkeit gerät.