German Airways überrascht mit Übernahme statt Leasing

Cockpit eines FLugzeugs
Inhaltsverzeichnis

German Airways, eine Fluggesellschaft im Besitz der Logistikgruppe Zeitfracht, hat beschlossen, ihre bisher geleasten Flugzeuge zu übernehmen. Diese Entscheidung ist aus mehreren Gründen bemerkenswert.

Übernahme statt Leasing

Traditionell mieten viele Fluggesellschaften ihre Flugzeuge. Zum einen aus Gründen der Kostenersparnis, zum anderen, um flexibler auf Marktveränderungen reagieren zu können. Doch German Airways, die acht Embraer E190-Jets von der amerikanischen Leasingfirma Azorra gemietet hat, geht einen anderen Weg.

Die Fluggesellschaft plant, ihre Flugzeuge aus den Leasingverträgen herauszukaufen. Dieser Entschluss überrascht vor allem aus zwei Gründen: Erstens handelt es sich bei den Flugzeugen um Maschinen, die bereits zwischen 12 und 15 Jahren alt sind. Zweitens bedeutet der Kauf, dass German Airways teure Vermögenswerte in ihre Bilanz aufnimmt, was von vielen Unternehmen oft gemieden wird, um ihre Liquidität zu schonen.

Der Hauptgrund für diesen Schritt liegt laut Wolfram Simon-Schröter, Geschäftsführer von German Airways, in der langfristigen Nutzung der Flugzeuge. Anstatt die Maschinen nur für kurze Zeit zu nutzen, plant die Airline, diese länger im Betrieb zu halten, was sich durch die Abschreibungen positiv auf die Bilanz auswirken soll. Zudem ist die Finanzierung für den Kauf der Flugzeuge offenbar günstig, was den Schritt zusätzlich attraktiv macht.

Wet-Lease: Ein wieder auflebendes Geschäftsmodell

Eine weitere Überlegung hinter der Übernahme der Flugzeuge ist das Wet-Lease-Geschäft, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Wet-Lease bezeichnet das Vermieten von Flugzeugen samt Besatzung an andere Airlines. Während der Pandemie galt dieses Geschäftsmodell als nahezu tot, da viele Fluggesellschaften ihre Wet-Lease-Verträge kündigten, um Kosten zu sparen. Auch die Vorgänger-Gesellschaft von German Airways, WDL Aviation, war davon betroffen.

Doch mittlerweile hat sich der Markt grundlegend verändert. Große Fluggesellschaften wie Lufthansa schrumpfen ihre eigenen Kapazitäten im winterlichen Reiseverkehr und mieten für die reiseintensiven Sommermonate zusätzliche Jets samt Crew von externen Anbietern. Dadurch können sie ihre Kapazitäten flexibel an die saisonale Nachfrage anpassen, ohne dauerhaft hohe Kosten für den Unterhalt einer größeren Flotte zu haben. Für Fluggesellschaften wie German Airways eröffnet dies große Chancen, da die Nachfrage nach Wet-Lease-Services in den letzten Jahren wieder stark angestiegen ist.

Stewardessen in blauer Uniform

Herausforderungen und Chancen im Wet-Lease-Geschäft

Trotz des momentanen Booms im Wet-Lease-Geschäft sei vor zu viel Optimismus gewarnt. Derzeit könnten Wet-Lease-Anbieter wie German Airways ihre Flugzeuge mehrfach vermieten, da vielen Airlines Maschinen fehlen. Allerdings könnte sich die Situation ändern, sobald Hersteller wie Boeing wieder vermehrt Flugzeuge liefern. In einem solchen Szenario könnten dann Überkapazitäten entstehen, was zu einem Preisverfall im Wet-Lease-Markt führen würde.

Trotz dieser potenziellen Risiken sieht German Airways optimistisch in die Zukunft. Im Jahr 2023 beförderte die Airline rund 800.000 Passagiere und rechnet für 2024 mit über einer Million Fluggästen. Das Unternehmen setzt auf langfristige Partnerschaften mit anderen Fluggesellschaften, wie zum Beispiel KLM, die auch im Winterflugplan 2024/2025 auf die Dienste von German Airways zurückgreifen wird.

Ausbau der Flotte und langfristige Pläne

German Airways hat nicht nur den Kauf der bisherigen Flugzeuge geplant, sondern auch den Ausbau der Flotte im Visier. Die Fluggesellschaft betreibt einen eigenen Wartungsbetrieb, der derzeit acht Flugzeuge betreuen kann, aber auf bis zu 15 Maschinen ausgebaut werden soll. Durch diese Wartungskapazität fühlt sich das Unternehmen in der Lage, die älteren Flugzeuge sicher und effizient über viele Jahre weiter zu betreiben.

Dabei versteht sich German Airways nicht nur als einfacher Dienstleister im Wet-Lease-Geschäft, sondern als strategischer Partner für andere Fluggesellschaften. Der Fokus liegt dabei weniger auf den Kosten, sondern vielmehr auf Qualität und Verlässlichkeit.

Das Unternehmen plant, durch diese Strategie langfristige Partnerschaften aufzubauen, auch wenn das Wet-Lease-Geschäft traditionell eher kurzfristige Flexibilität erfordert.

Strategie auf langfristiges Wachstum ausgelegt

Die Entscheidung von German Airways, ältere Flugzeuge zu kaufen statt zu mieten, ist Teil einer umfassenden Strategie, die auf langfristiges Wachstum und die Nutzung von Chancen im wieder auflebenden Wet-Lease-Geschäft abzielt. Während das Unternehmen Risiken im Markt erkennt, etwa durch potenzielle Überkapazitäten, setzt es auf strategische Partnerschaften und die eigene Wartungskompetenz, um diese Herausforderungen zu bewältigen und profitabel zu bleiben.

Teilen:

Es gibt auch spannende News aus Ihrem Unternehmen?

Klicken Sie auf den Button, um zu erfahren, wie wir auf Wirtschaftsjournal.com darüber berichten können.

ALLE NACHRICHTEN

Bildschirm mit Hacker, ein Mann der sitzt und eine Frau die steht
Cybersecurity als Milliardenmarkt
Mann lehnt sich an Mauer
Ing. Marcel Lukac: Wie er mit cleveren Ideen den Markt aufmischt
Logo von Audi
Audi muss Milliarden einsparen
Mann und Frau sitzen auf einem Sofa vor einem gedeckten Tisch. ein Kellner serviert einen Wein
Luxus trotz Krise – Warum High-End-Marken 2025 weiter wachsen