KTM leitet Restrukturierungsverfahren ein

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Die KTM-Muttergesellschaft Pierer Mobility hat ein europäisches Restrukturierungsverfahren gestartet, um den Fortbestand der Gruppe zu sichern. Der Antrag umfasst auch die Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM Forschungs- und Entwicklungs GmbH. Wie wirken sich diese Schritte auf die Belegschaft, die Gläubiger und die Zulieferer aus?

KTM bringt Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ein

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei KTM und den Tochtergesellschaften haben zu einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung geführt. Den Aktiva von rund 316 Millionen Euro stehen Passiva in Höhe von 2,9 Milliarden Euro gegenüber. Allein die KTM AG ist mit 1,8 Milliarden Euro verschuldet. Die Hauptursache für die Krise sieht die Unternehmensführung in massiven Umsatzeinbrüchen auf dem US-Markt. Der Antrag wurde am Landesgericht Ried im Innkreis eingereicht.

Die Insolvenz umfasst rund 2.500 Gläubiger, darunter auch zahlreiche Zulieferer, die in Vorleistung gegangen sind. Viele von ihnen müssen nun lange auf ihr Geld warten. Es drohen Folgeinsolvenzen, wie die Leiterin des AMS Oberösterreich, Iris Schmidt, warnt.

Schere am Tisch und rechts sowie links zwei blaue Schnipsel mit Männchen darauf

KTM baut massiv Personal ab

Ein zentraler Punkt der Sanierung ist der Stellenabbau. Innerhalb eines Monats sollen 500 Arbeitsplätze wegfallen. Betroffen sind 200 Stellen bei der KTM AG, 250 in der Tochter F&E und 50 bei KTM Components. Für viele Beschäftigte kommt die Nachricht kurz vor Weihnachten besonders hart. Die Löhne für November und das Weihnachtsgeld müssen durch den Insolvenzentgeltfonds abgesichert werden.

Der Stellenabbau betrifft jedoch nicht nur die direkte Belegschaft. Auch bei Zulieferern könnten Arbeitsplätze gefährdet sein. „Die Personalreduktion wird auf jeden Fall durchgeführt“, betonte Franz Blantz vom Kreditschutzverband AKV.

Hand hält Taschenrechner und andere Hand zeigt mit Zeigefinger darauf. Daneben zieht eine Hand einen Hosensack hinaus

Insolvenzquote für Gläubiger

Die Gläubiger der KTM AG können mit einer Quote von 30 % rechnen. Diese soll innerhalb von zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplans ausgezahlt werden. Die Zustimmung der Gläubiger ist allerdings noch unsicher. Im Gegensatz zu einem klassischen Insolvenzverfahren bleibt KTM in der Eigenverwaltung, was dem Unternehmen mehr Kontrolle über den Ablauf ermöglicht.

Bis Mitte Januar können die Gläubiger ihre Forderungen anmelden. Drei Monate später sollen sie über den Sanierungsplan abstimmen. Das Verfahren bietet zwar eine Perspektive, doch viele Zulieferer und kleinere Betriebe werden die lange Wartezeit kaum überstehen.

Keine Kapitalspritze für KTM

Der Finanzierungsbedarf der KTM AG beläuft sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Ein Versuch, den Liquiditätsengpass durch eine Kapitalspritze zu lösen, ist gescheitert. Stattdessen bleibt das Unternehmen auf das Restrukturierungsverfahren angewiesen, um die Krise zu bewältigen. Die übrigen Tochtergesellschaften der KTM AG, etwa die Vertriebsgesellschaften, sind von der Insolvenz bisher nicht betroffen.

Die finanzielle Situation der Muttergesellschaft Pierer Industrie AG ist ebenfalls angespannt. Ohne das europäische Restrukturierungsverfahren hätte die vorzeitige Fälligkeit mehrerer Darlehen und Anleihen in Höhe von 250 Millionen Euro die gesamte Gruppe gefährdet. Eine gerichtliche Vollstreckungssperre schützt das Unternehmen vor weiteren Forderungen bis Februar 2025.

Herausforderungen für die Belegschaft und Zulieferer

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten treffen nicht nur KTM selbst, sondern auch viele externe Zulieferer und Dienstleister. Diese Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Zahlungsausfälle zu kompensieren. „Die Gläubiger müssen einen langen Atem beweisen“, sagte ein Sprecher des Kreditschutzverbandes. Gleichzeitig wächst der Druck auf die Belegschaft, die bereits von den angekündigten Kündigungen betroffen ist.

Viele Mitarbeiter sorgen sich um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Auch die verbleibenden Stellen könnten durch weitere Einsparungen gefährdet sein, falls die Restrukturierung nicht wie geplant greift.

Restrukturierung und neue Perspektiven

Trotz der aktuellen Krise sieht die Pierer-Industrie-Gruppe in der Sanierung auch Chancen. Mit einer konsequenten „Redimensionierung“ will das Unternehmen die Grundlagen für eine stabilere Zukunft legen. Dabei soll das Kerngeschäft um KTM modernisiert und insbesondere das Angebot im Bereich Elektromobilität ausgebaut werden.

Die Maßnahmen umfassen jedoch nicht nur Einsparungen. Auch die Effizienz der Lieferketten wird optimiert. Neue Märkte sollen erschlossen werden. Ob dies ausreicht, um die Marke KTM wieder auf Erfolgskurs zu bringen, bleibt abzuwarten.

Die Krise bei KTM zeigt, wie stark Unternehmen in einem dynamischen Marktumfeld unter Druck geraten können. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, ob die Sanierungsmaßnahmen das Traditionsunternehmen in eine stabilere Zukunft führen können. Für die Mitarbeiter und Gläubiger bleibt die Situation angespannt, doch das Verfahren bietet zumindest die Chance auf einen Neuanfang.

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