Österreichs Wirtschaft steckt in der längsten Rezession der Nachkriegszeit. Die aktuelle Wirtschaftslage ist schlechter als erwartet: 2024 wird das zweite Jahr in Folge sein, in dem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpft. Die steigende Arbeitslosigkeit und das wachsende Budgetdefizit zeigen die Probleme des Landes auf.
Österreichs Wirtschaft vor dem zweiten Rezessionsjahr
Die wirtschaftliche Prognose für Österreich ist düster. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnen für 2024 mit einem Minus von 0,6 % beim BIP. Das bedeutet, dass Österreich nun das zweite Jahr in Folge in einer Rezession verharren wird.
Im Sommer rechneten die Experten noch mit leichtem Wachstum, aber die aktuellen Zahlen zeichnen ein anderes Bild. Die Hauptursachen sind eine schwächelnde Industrie, stagnierender Konsum und steigende Arbeitslosigkeit.
Budgetdefizit steigt auf über 3 % des BIP
Das Budgetdefizit Österreichs wird 2024 voraussichtlich bei 3,7 % liegen und damit deutlich über den EU-Maastricht-Kriterien von 3 %. Bereits im Jahr 2023 lag das Defizit über der zulässigen Grenze. Die Regierung sieht sich nun mit weiter steigenden Ausgaben und schwächer wachsenden Steuereinnahmen konfrontiert.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr betonte, dass Österreich sich in der längsten, wenn auch nicht der tiefsten Rezession seit 1946 befinde. Die steigende Verschuldung und das hohe Defizit schränken den Handlungsspielraum der neuen Regierung massiv ein.

Arbeitslosigkeit in Österreich nimmt weiter zu
Die wirtschaftliche Schwäche zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt. Für das Jahr 2024 erwarten Wifo und IHS eine Arbeitslosenquote von 7 %. Das bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als die Quote noch bei 6,4 % lag. 2025 könnte die Arbeitslosigkeit sogar noch weiter auf 7,2 % steigen.
Dies ist ein alarmierendes Signal, das die sozialen Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise verdeutlicht. Besonders betroffen sind der Bau- und Industriesektor, die beide unter schwachen Investitionen leiden.

Konsum und Inflation: Österreichs Verbraucher sparen
Obwohl die Inflation nach den Spitzenwerten von 8,6 % (2022) und 7,8 % (2023) nun auf etwa 3 % sinkt, bleibt der private Konsum schwach. Viele Österreicher sparen ihr Geld, statt es auszugeben.
Dieses „Vorsichtssparen“ wird durch die anhaltende Unsicherheit und den Inflationsschock erklärt, der noch immer in den Köpfen der Menschen nachwirkt. Das schwache Konsumverhalten belastet die Wirtschaft zusätzlich, weil Investitionen im Inland ausbleiben.
Forderungen nach Reformen und Strukturänderungen für Österreichs Wirtschaft
Die führenden Wirtschaftsforscher Österreichs fordern umfassende Strukturreformen, um die Lage zu stabilisieren. Wifo-Chef Felbermayr sprach sich gegen ein rigoroses Sparprogramm aus und betonte die Notwendigkeit, die staatlichen Ausgaben zu überprüfen. Insbesondere der Klimabonus und Ausgaben in der Bildungskarenz sollten laut Experten auf den Prüfstand gestellt werden. Auch das Pensionssystem braucht dringend Anpassungen, um die Ausgaben zu reduzieren und das Defizit zu verringern.

Gibt es Hoffnung für 2025?
Für das Jahr 2025 erwarten die Forscher eine leichte wirtschaftliche Erholung. Das Bruttoinlandsprodukt könnte um 1 % (Wifo) bzw. 0,8 % (IHS) wachsen, vor allem getragen durch steigende Konsumausgaben und einen positiven Effekt des Exports.
Auch wenn die Erholung eher zaghaft ist, könnte sie einen ersten Schritt in Richtung Stabilität darstellen. Dennoch bleibt die Herausforderung groß, insbesondere angesichts des pessimistischen Umfelds im restlichen Europa.
Österreichs Wirtschaft: Zwischen Krise und Reform
Österreich steht vor einer schwierigen wirtschaftlichen Zukunft. Die Rezession und das hohe Budgetdefizit zwingen die neue Regierung zu harten Entscheidungen. Ein Spagat zwischen notwendigen Sparmaßnahmen und einer Förderung des Wachstums ist unvermeidlich.
Nur mit entschlossenen Reformen und einer klaren wirtschaftlichen Strategie kann Österreich den schleichenden Abstieg verhindern und wieder Anschluss an die anderen Volkswirtschaften Europas finden.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein: Wird es Österreich gelingen, die Krise zu überwinden und einen neuen Wachstumspfad einzuschlagen? Klar ist, dass die Verantwortung nun bei der Politik liegt, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Entscheidend bleibt, welche Regierung Österreich überhaupt haben wird.