Rückgang der Investitionen in Start-ups

Geschäftsunterlagen auf einem Tisch an dem vier Menschen sitzen
Inhaltsverzeichnis

Der Rückgang der Investitionen in Start-ups prägt sowohl in Deutschland als auch in Österreich die Entwicklungen der Gründerszene. Besonders gravierend sind die Veränderungen in den Frühphasen-Finanzierungen. Während einzelne Großdeals Hoffnung geben, bleibt die Lage für viele Unternehmen schwierig.

Rückgang bei Finanzierungsvolumen und -runden

Die Zeiten des Booms sind vorbei. In Österreich sank das Finanzierungsvolumen im ersten Halbjahr 2024 um 18 % auf 298 Millionen Euro. Das ist das zweitschlechteste Halbjahresergebnis seit 2020. Ähnlich düster ist das Bild in Deutschland: Laut dem Start-up-Barometer des Beratungsunternehmens EY haben sich auch dort die Investitionen spürbar verringert. Besonders problematisch ist, dass auch die Anzahl der Deals zurückgeht. In Österreich etwa wurden nur noch 38 kleine Deals unter einer Million Euro gezählt – ein deutlicher Rückgang gegenüber 57 im Vorjahr.

Was bedeutet das für junge Unternehmen? Es wird immer schwieriger, die notwendigen Mittel für das Wachstum zu beschaffen. Viele Gründer müssen ihre Projekte verkleinern oder verschieben.

Große Deals und ihre Bedeutung für den Rückgang

Einige Großabschlüsse stechen dennoch heraus und haben das Gesamtvolumen nach oben korrigiert. In Österreich konnte das Start-up Storyblok im Juni 2024 eine Rekordfinanzierung von 74 Millionen Euro abschließen. Auch das KI-Unternehmen Prewave zog mit einer 63-Millionen-Euro-Runde viel Aufmerksamkeit auf sich. Beide Deals machten zusammen fast die Hälfte des gesamten österreichischen Finanzierungsvolumens aus. Auch in Deutschland dominieren wenige große Finanzierungsrunden die Statistiken.

Doch solche Leuchtturmprojekte sind die Ausnahme. Viele kleinere Start-ups, die oft noch in der Frühphase stecken, kämpfen ums Überleben.

Drei Geschäftsmänner an einem Tisch mit Unterlagen und Kaffee

Herausforderungen bei Frühphasen-Finanzierungen

Gerade im Frühphasenbereich, der traditionell als Grundlage für die Entwicklung eines gesunden Start-up-Ökosystems gilt, ist der Rückgang besonders spürbar. Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich, sieht darin eine alarmierende Entwicklung. „Viele Investoren haben im Vorjahr Kapital nachgeschossen, um ihre bestehenden Portfolio-Unternehmen abzusichern. Das führte dazu, dass für neue Projekte kaum noch Mittel zur Verfügung stehen“, erklärt Haas.

In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild. Start-ups aus Zukunftsbranchen wie Künstlicher Intelligenz oder nachhaltiger Technologie, die eigentlich als vielversprechend gelten, sehen sich mit verschlossenen Türen konfrontiert.

Gründe für den Rückgang: Weniger Risiko – kleinere Summen

Die Risikobereitschaft der Investoren hat spürbar abgenommen. Zwischen 2021 und 2022 wurden Finanzierungsrunden zu Rekordbewertungen abgeschlossen. Heute ist das Durchschnittsvolumen wieder auf ein deutlich niedrigeres Niveau zurückgegangen. In Österreich lag es im ersten Halbjahr 2024 bei 4,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: In den Boom-Jahren 2021 und 2022 wurden noch durchschnittlich 9 bis 13,5 Millionen Euro pro Deal investiert.

Haas beschreibt die Situation treffend: „Die Zeit des großen Risikos ist vorüber.“ Investoren prüfen ihre Engagements jetzt deutlich strenger und konzentrieren sich auf etablierte Unternehmen mit nachgewiesener Marktresistenz.

Pinnwand mit Ablaufmodell auf das zwei Hände zeiigen

Technologie, Energie und Nachhaltigkeit im Fokus

Einige Bereiche profitieren dennoch von der Zurückhaltung weniger als andere. Vor allem Start-ups, die Lösungen in den Bereichen Technologie, Energie und Nachhaltigkeit anbieten, haben es etwas leichter, Investoren zu überzeugen. Dazu gehören Unternehmen aus den Feldern Software-as-a-Service, Künstliche Intelligenz und Kreislaufwirtschaft. In Österreich plant etwa ein Drittel der Start-ups, Lösungen für ökologische Transformationen oder den Klimaschutz zu entwickeln.

Für Gründer in anderen Bereichen wie FinTech, InsurTech oder Mobility wird es dagegen zunehmend schwierig, Kapital zu beschaffen.

Rückblick auf die Boom-Jahre

Die Jahre 2021 und 2022 bleiben in Erinnerung als eine Zeit des Überflusses. Finanzierungsrunden erreichten Rekordsummen und Bewertungen schossen in die Höhe. Doch diese Zeit war ein Sondereffekt, der von niedrigen Zinsen und einer hohen Liquidität am Markt getragen wurde. Mit dem Anstieg der Zinsen und den wirtschaftlichen Unsicherheiten hat sich der Wettbewerb merklich abgekühlt.

Haas spricht von einer „Konsolidierung“, die zu einem stabileren, aber auch selektiveren Markt führt. Für viele Start-ups bedeutet das jedoch den Verlust wichtiger Chancen.

Viele Pakete in Kartons. Ein Tisch an dem zwei Frauen stehen  mit einem PC und einem Handy um sich Notizen zu machen

Lichtblicke und Ausblick

Trotz aller Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen. Einige Start-ups haben ihre Geschäftsmodelle angepasst und sich stärker auf Profitabilität und Resilienz ausgerichtet. Besonders in der Technologiebranche gibt es weiterhin innovative Ideen, die das Potenzial haben, die Märkte zu verändern. Investoren sind bereit, für solche Projekte Geld in die Hand zu nehmen – allerdings in kleinerem Umfang und mit strengeren Auflagen.

Ob der Markt bald wieder an Schwung gewinnt, bleibt ungewiss. Doch einzelne Erfolge wie bei Storyblok und Prewave zeigen, dass auch in schwierigen Zeiten Chancen bestehen.

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