Plötzliche Schließung: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insolvenzverschleppung
Die traditionsreiche Metzgerei-Kette „Wurst König“ mit Sitz in Essen hat kurz vor Weihnachten 2024 überraschend alle 16 Filialen geschlossen. Seitdem ist die Geschäftsführung abgetaucht, und die Essener Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung gegen die Metzgerei.
An den geschlossenen Filialen, die sich überwiegend im Ruhrgebiet sowie in Leverkusen und Siegen befinden, informieren Schilder über eine „vorübergehende Schließung aus betrieblichen Gründen“. Hinter den Kulissen zeichnet sich jedoch ein komplexeres Bild ab:
- Ausstehende Löhne: Bereits im Januar 2025 reichten mehrere Mitarbeiter Klage beim Arbeitsgericht Essen ein, da ihre Gehälter seit November 2024 nicht mehr gezahlt wurden. Die Geschäftsführung war zu den Verhandlungen nicht erschienen, woraufhin das Gericht zugunsten der Kläger entschied. Zudem sollen Sozialabgaben an Krankenkassen über längere Zeit nicht abgeführt worden sein.
- Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Metzgerei: Dr. Leif Seeger, Sprecher der Essener Staatsanwaltschaft, bestätigte den Eingang von drei Anzeigen wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung: zwei von Mitarbeitern und eine von einem anderen Unternehmen. Die Abteilung für Wirtschaftskriminalität hat die Ermittlungen aufgenommen, die sich über mehrere Monate erstrecken könnten.
- Fehlende Kommunikation: Seit der Schließung der Filialen ist die Geschäftsführung für die Mitarbeiter nicht mehr erreichbar. Ein geplanter Termin zur Barauszahlung ausstehender Löhne sagte man kurzfristig per WhatsApp ab. Seitdem herrscht Funkstille. Diese Intransparenz führt dazu, dass viele Angestellte weder Arbeitslosengeld beantragen noch anderweitige finanzielle Unterstützung erhalten können, da offizielle Kündigungen ausbleiben.
Zahlreiche Insolvenzen gemeldet
Die plötzliche Schließung von „Wurst König“ reiht sich in eine Serie von Insolvenzen traditionsreicher Unternehmen ein. Erst kürzlich meldete ein bekannter Würstchen-Produzent aus Sachsen-Anhalt Insolvenz an, und im Ruhrgebiet traf es einen beliebten Discounter. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die wirtschaftlichen Herausforderungen, denen mittelständische Unternehmen in Deutschland derzeit gegenüberstehen.
Für die betroffenen Mitarbeiter von „Wurst König“ bleibt die Hoffnung auf eine rasche Aufklärung und die Auszahlung ihrer ausstehenden Löhne. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen klären, inwieweit die Geschäftsführung ihrer gesetzlichen Pflicht zur rechtzeitigen Insolvenzanmeldung nachgekommen ist oder ob eine Insolvenzverschleppung vorliegt.