China hat angekündigt, ab dem 1. Oktober 2024 strengere Exportkontrollen für seltene Erden einzuführen. Diese Maßnahme betrifft 17 Elemente, die für die Herstellung von Smartphones, Computern und militärischer Ausrüstung unverzichtbar sind und hauptsächlich aus China stammen, wo das Land über ein Quasimonopol verfügt. Im Jahr 2022 wurden etwa 70 % der weltweiten Fördermenge in China abgebaut und verarbeitet.
Neues Rückverfolgbarkeitssystem von Unternehmen verlangt
Die neuen Regelungen verlangen von Unternehmen, die seltene Erden fördern, schmelzen, trennen oder exportieren, die Implementierung eines Rückverfolgbarkeitssystems. Dies dient dazu, die Kontrolle über diese strategisch wichtigen Ressourcen zu verstärken und sicherzustellen, dass man sie nicht unkontrolliert nutzt oder exportiert.
Verschärfte Exportkontrollen
Man vermutet, dass diese Verschärfung der Exportkontrollen eine Reaktion auf die von der EU eingeführten Einfuhrzölle für chinesische Elektrofahrzeuge sein könnte. Diese Zölle wurden aufgrund von Vorwürfen des Preisdumpings und Überkapazitäten verhängt und haben zu einer Eskalation der Handelsspannungen geführt, auch wenn die chinesische Regierung sich offiziell nicht dazu geäußert hat.
Abbau und Verarbeitung seltener Erden extrem umweltbelastend
Der Abbau und die Verarbeitung seltener Erden sind bekanntermaßen stark umweltschädlich. So benötigt man große Mengen an Wasser und Chemikalien, um die Metalle aus dem Gestein zu lösen, was zu erheblichen ökologischen Belastungen führt. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden die europäischen Abbaugebiete aus Umweltschutzgründen geschlossen, was China die Gelegenheit gab, seine Rolle als Hauptproduzent zu festigen. Deng Xiaoping, ein früherer chinesischer Staatsmann, erkannte bereits damals die strategische Bedeutung dieser Rohstoffe und förderte ihre Gewinnung intensiv.
EU und USA wollen Produktion wieder aufnehmen
Angesichts der wachsenden geopolitischen Spannungen interessieren sich nun die USA und die EU verstärkt dafür, ihre eigenen Produktionskapazitäten für seltene Erden wieder aufzubauen. In den USA wurde die Mountain Pass Mine reaktiviert, die zuvor an chinesische Unternehmen verkauft worden war.
In Europa hingegen gibt es derzeit kaum nennenswerte Möglichkeiten für den Abbau von seltenen Erden, abgesehen von einigen kleineren Vorkommen in Estland. Es werden jedoch neue potenzielle Abbaugebiete in Grönland, Norwegen und sogar Tiefseeschürfungen am Meeresboden erforscht, um die Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen zu reduzieren.
Starke Abhängigkeit von China problematisch
Trotz dieser Bemühungen erwartet man, dass China seine dominante Position auf dem Markt für seltene Erden auf absehbare Zeit beibehalten wird.
Das Land der aufgehenden Sonne kontrolliert einen Großteil der weltweiten Produktion von Materialien wie Gallium und Germanium, die für die Herstellung von Halbleitern notwendig sind. Diese Materialien sind auch wichtig für moderne Solarzellen und lassen sich militärisch verwenden. Experten erwarten, dass Chinas dominante Stellung auf diesem Markt noch für einige Jahre bestehen wird. Im vergangenen Jahr führte China sogar Exportkontrollen für diese Stoffe ein.
Diese Entwicklung verstärkt die Debatte über die strategische Abhängigkeit vieler Industrienationen von chinesischen Ressourcen und die Notwendigkeit, alternative Lieferquellen und Recyclingmethoden zu entwickeln, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Umweltauswirkungen zu minimieren.
Seltene Erden
Seltene Erden sind eine Gruppe von chemischen Elementen, die technologisch und wirtschaftlich besonders bedeutend sind. Der Begriff seltene Erden ist dabei allerdings etwas irreführend, da viele dieser Elemente nicht unbedingt selten in der Erdkruste vorkommen, aber oft in geringen Konzentrationen oder in schwer zugänglichen Lagerstätten.
Zu den seltenen Erden gehören 15 Elemente aus dem Periodensystem, die zur Gruppe der Lanthanoide gehören. Manchmal werden auch Scandium (Sc) und Yttrium (Y) dazugezählt, da diese ähnliche Eigenschaften aufweisen und oft in Verbindung mit Lanthanoiden vorkommen.
Seltene Erden sind aufgrund ihrer speziellen chemischen Eigenschaften in vielen High-Tech-Anwendungen unverzichtbar, z.B. in der Elektronik (Magnete, Bildschirme), der Energieerzeugung (Windkraftanlagen, Batterien), der Katalyse und in der Medizin (Röntgengeräte, Laser). Ihre Gewinnung und Verarbeitung ist jedoch technologisch anspruchsvoll und, wie bereits erwähnt, recht umweltbelastend.