Sirplus, ein Start-up für Lebensmittelrettung, war einst ein Vorzeige-Start-up für nachhaltigen Konsum. Doch Anfang 2024 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, nachdem eine Rettung in letzter Minute gescheitert war. Jetzt wagt Sirplus einen Neustart mit kleinerem Team und verändertem Geschäftsmodell – doch die Zukunft bleibt ungewiss.
Sirplus bekommt zweite Chance
Sirplus war jahrelang das bekannteste Start-up für Lebensmittelrettung in Deutschland. Doch Anfang 2024 folgte der Schock: Das Unternehmen meldete Insolvenz an. Gründer Raphael Fellmer hatte vergeblich versucht, das Geschäftsmodell profitabel zu machen. Eine geplante Finanzierungsrunde scheiterte im Dezember 2023, Investoren hielten sich zurück.
Nun gibt es eine Lösung. Ein neuer Investor und ein überarbeitetes Konzept sollen Sirplus wieder auf Kurs bringen. Der Online-Shop ist zurück, doch vieles hat sich geändert.
Warum Sirplus in die Krise geriet
Die Insolvenz war absehbar. Schon Ende 2023 musste das Unternehmen radikale Einschnitte vornehmen. Das Lager wurde geschlossen, das Team von 90 auf unter 30 Mitarbeiter reduziert. Doch die Maßnahmen kamen zu spät.
Das Konzept, überschüssige Lebensmittel zu retten und über einen eigenen Online-Shop zu verkaufen, fand zwar viele Unterstützer, war aber schwer wirtschaftlich tragfähig. Die Fixkosten waren hoch, die Margen gering. Sirplus versuchte, mit Abo-Modellen und neuen Produkten mehr Umsatz zu machen, doch die Wachstumsraten reichten nicht aus.
Dazu kam die schwierige Marktsituation. Während Konkurrenten wie Motatos Millionenbeträge von Investoren einsammelten, bekam Sirplus nicht genug Kapital, um sich weiterzuentwickeln. Der Druck wurde zu groß, schließlich blieb nur noch der Gang zum Insolvenzgericht.

Neustart mit schlankem Konzept
Im Mai 2024 gelang schließlich die Rettung. Ein neuer Investor übernahm das Unternehmen, der Betrieb wurde wieder aufgenommen. Allerdings mit deutlichen Veränderungen.
Der stationäre Handel wurde eingestellt, Sirplus konzentriert sich nun komplett auf den Online-Shop. Auch das Sortiment wurde angepasst. Statt eines breit gefächerten Angebots liegt der Fokus auf wenigen, besonders gefragten Produkten.
„Wir mussten realistisch sein“, erklärt Raphael Fellmer. „Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und setzen jetzt auf eine schlankere Struktur.“
Das bedeutet auch: weniger Mitarbeiter. Das Unternehmen arbeitet jetzt mit einem stark reduzierten Team. Die Logistik ist ausgelagert, viele Prozesse wurden automatisiert.
Wie nachhaltig ist das neue Geschäftsmodell?
Die Frage bleibt: Kann Sirplus mit diesem Modell langfristig überleben? Der Markt für gerettete Lebensmittel wächst, aber auch die Konkurrenz schläft nicht. Verbraucher achten zwar auf Nachhaltigkeit, doch Preis und Verfügbarkeit spielen eine ebenso große Rolle.
Die Inflation bleibt ein wichtiger Faktor. Höhere Lebensmittelpreise führen dazu, dass Kunden verstärkt nach günstigen Alternativen suchen. Sirplus kann davon profitieren, muss aber gleichzeitig mit anderen Discountern konkurrieren, die ebenfalls mit günstigen Angeboten locken.
Auch die Kundenbindung ist eine Herausforderung. Wer bei Sirplus einkauft, tut dies oft aus Überzeugung. Doch reicht das aus, um eine stabile Umsatzbasis zu schaffen?

Sirplus will sich neu positionieren
Die Strategie für die kommenden Monate ist klar: Der Fokus liegt auf Effizienz und einem klar definierten Angebot. Das Unternehmen will weniger Abhängigkeit von kurzfristigen Finanzierungsrunden und stattdessen eine stabilere wirtschaftliche Basis schaffen.
Die Marke hat nach wie vor eine starke Community. Viele Kunden, die sich mit nachhaltigem Konsum beschäftigen, stehen hinter dem Konzept. Ob das für langfristigen Erfolg reicht, bleibt abzuwarten.
Sirplus hat eine zweite Chance bekommen. Doch die kommenden Monate werden zeigen, ob das Unternehmen wirklich dauerhaft überleben kann oder ob die Rettung nur eine Verzögerung des endgültigen Endes war.