Spanien: Keine Mehrwertsteuer auf Olivenöl mehr

Oliven liegen neben einem kleinen Schälchen Olivenöl
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Spanien hat die Mehrwertsteuer auf Olivenöl vollständig abgeschafft, was zu einem Verlust von fast zwei Milliarden Euro an Staatseinnahmen führt.

Diese Maßnahme wurde am 25. Juni von der Linksregierung beschlossen. Sie soll bis zum 30. September gelten und zielt darauf ab, die Haushaltsbudgets zu entlasten. Im Rahmen eines Maßnahmenpakets zur Bekämpfung der Inflation hat die Regierung die Umsatzsteuer auf Olivenöl bereits reduziert, zunächst von 10 % auf 5 %. Für den Zeitraum von Juli bis September wird überhaupt keine Umsatzsteuer auf Olivenöl erhoben. Ab dem Jahresende ist eine Besteuerung von 2 % vorgesehen und danach wird die Mehrwertsteuer für Olivenöl auf 4 % angehoben.

Nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Olivenöl, oft als grünes Gold bezeichnet, wird hauptsächlich in den endlosen Monokulturen Andalusiens, insbesondere in der Provinz Jaén, produziert. Trotz der Steuerbefreiung kritisieren Verbraucherschützer, dass die Maßnahme zu spät kommt und am eigentlichen Ziel vorbeigeht. Sie bemängeln, dass die Regierung nichts gegen die hohen Preisspannen zwischen Erzeugern und Zwischenhändlern unternimmt. Facua-Generalsekretär Ruben Sánchez erklärte, dass die Null-Mehrwertsteuer lediglich die Untätigkeit der Regierung in Bezug auf illegale Preismanipulationen kaschiere.

Olivenöl war für viele bisher nicht mehr erschwinglich

Die anhaltenden Krisen, einschließlich des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dürrebedingten Ernteeinbußen der letzten drei Jahre, haben den Preis für Olivenöl in die Höhe getrieben. Dies führte dazu, dass über die Hälfte der spanischen Haushalte ihren Olivenölkonsum deutlich reduziert hat. Knapp ein Drittel hat sogar ganz darauf verzichtet. Die Dürre hat die Produktion außerdem stark beeinträchtigt. An manchen Orten, wie in der Tabernas-Wüste in Almería, müssen Olivenbäume mit Grundwasser bewässert werden.

Statistik: Preise für Olivenöl

Wie aus der Statistik ersichtlich, stiegen die Verkaufspreise für Olivenöl in allen abgebildeten Ländern. Und zwar teils sehr stark. Am höchsten war der Verkaufspreis von Olivenöl in der Europäischen Union jedoch in Kroatien. Hier lag der Preis bei 1.327 Euro für 100 Kilogramm. 

Olivenöl war zuletzt 10 Mal teurer als Rapsöl

Angesichts der hohen Preise griffen viele Spanier auf billigere Alternativen wie Rapsöl zurück. Obwohl dieses aufgrund eines schweren Skandals in den 1980er Jahren, bei dem gepanschtes Öl zu vielen Todesfällen und Verletzten führte, einen schlechten Ruf hat. Der Liter Rapsöl kostet etwa 1,20 Euro, während konventionelles Olivenöl fast das Zehnfache kostet. Spezielle Sorten und Bio- oder Demeter-Qualitäten sind noch teurer.

Flasche Olivenöl steht neben einer Schale voll mit Oliven

10 % Mehrwertsteuer auf Fleisch und Meeresfrüchte

Mit der Abschaffung der Mehrwertsteuer sank der Preis für hochwertiges, kalt gepresstes Virgin Extra Olivenöl in den Supermärkten unter zehn Euro pro Liter. Diese Maßnahme betrifft auch andere essenzielle Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Eier, frisches Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide, für die bereits seit Januar 2023 eine Null-Mehrwertsteuer gilt. Teigwaren und andere Speiseöle werden weiterhin mit 5 % besteuert, während Fleischwaren, Meeresfrüchte und Konserven 10 % Mehrwertsteuer unterliegen.

Das sagen Ökonomen

Ökonomen halten die Maßnahme, die unabhängig vom Einkommensniveau alle Haushalte entlastet, für zielführend. Sie soll die hohe Inflation temporär stabilisieren und eindämmen. Im Juni sank der Verbraucherpreisindex auf 3,4 %, hauptsächlich aufgrund der sinkenden Treibstoffpreise. Die Lebensmittelpreise stiegen im selben Monat um 4,2 %, auch weil der Olivenölpreis seit einigen Monaten vom Höchststand zurückgeht, im Juni um 2,4 %. Im Jahresvergleich liegt der Preis jedoch immer noch 54 % über dem vom Juli 2023.

Warum Olivenöl in Deutschland und Österreich billiger ist

Ein weiterer Grund, warum Olivenöl in Deutschland oder Österreich günstiger ist als in Spanien, liegt in der Qualität. Die aktuellen Jahrgangsernten werden oft mit Lagerbeständen gemischt und es wird auch Öl aus Nordafrika, etwa Marokko und Tunesien, beigemischt.

Spanien ergreift zusätzliche Maßnahmen

Zusätzlich zu der Steuerbefreiung wurden weitere soziale Maßnahmen ergriffen, wie die Fortsetzung des Verbots, Strom- und Wasseranschlüsse für bedürftige Haushalte bis Jahresende zu kappen. Die Mehrwertsteuer auf Strom bleibt bis dahin auf 10 % reduziert. Zudem wurden die Gehälter im öffentlichen Dienst um 2 % angehoben und es wurden 40.000 neue Stellen geschaffen, was einen Allzeitrekord darstellt.

Diese Maßnahmen sollen die Bevölkerung entlasten und die wirtschaftliche Stabilität fördern, während die Regierung weiterhin versucht, die Auswirkungen der globalen Krisen und der Inflation zu mildern.

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