Drogen bald legal als Medikamente zu erhalten?

Psychedelische Pilze
Inhaltsverzeichnis

Psychedelische Substanzen wie Ecstasy, Magic Mushrooms und Ketamin erleben derzeit eine Renaissance im medizinischen Bereich. Investoren und Pharmaunternehmen zeigen verstärkt Interesse.

Allein im ersten Halbjahr 2024 flossen über 600 Millionen Dollar in die Forschung und Entwicklung dieser Substanzen als Medikamente. Damit übertrifft das bisherige Finanzierungsvolumen bereits das der letzten beiden Jahre zusammen. Vor allem Unternehmen wie Cybin Therapeutics, die führende Rolle in diesem Bereich übernehmen, sammeln beträchtliche Summen ein, um klinische Studien zu finanzieren, die den Einsatz von Psychedelika gegen psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen untersuchen.

Einsatz psychedelischer Substanzen wird weltweit getestet

Aktuell laufen weltweit 36 klinische Studien, die den Einsatz psychedelischer Substanzen zur Behandlung von psychischen Störungen testen. Die Substanzen werden vor allem gegen Depressionen, Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) erprobt. Aber auch weitere Anwendungsbereiche wie Essstörungen, Abhängigkeitserkrankungen und chronische Schmerzen stehen im Fokus der Forschung.

Klinische Studien durchlaufen in der Regel drei Phasen, bevor die Unternehmen die Zulassung für ein Medikament beantragen können. Derzeit befinden sich sieben Studien in der ersten Phase, 22 in der zweiten und sieben in der dritten Phase.

Psychedelika verändern Bewusstseinszustände

Psychedelika wirken, indem sie an bestimmten Serotonin-Rezeptoren im Gehirn andocken und veränderte Bewusstseinszustände auslösen, die therapeutisch genutzt werden können. Zu den bekanntesten Substanzen gehören LSD, Psilocybin (der Wirkstoff in Magic Mushrooms), MDMA (auch als Ecstasy bekannt) und Ketamin. Trotz des therapeutischen Potenzials ist die Anwendung nicht ohne Risiken: In seltenen Fällen können psychedelische Substanzen dauerhafte psychische Störungen wie Psychosen auslösen.

Frau sitzt mit Kissen im Arm im Bett

Schweiz: Ca. 1.000 Behandlungen mit MDMA

In einigen Ländern sind psychedelische Substanzen unter strengen Auflagen für den medizinischen Einsatz zugelassen, wenn herkömmliche Behandlungsmethoden versagen. In der Schweiz etwa führen rund 100 Ärzte jährlich etwa 1.000 Behandlungen mit MDMA, Psilocybin oder LSD durch. Auch in Kanada und Australien gibt es ähnliche Regelungen, die eine kontrollierte Nutzung ermöglichen. In den USA sind Psychedelika noch weitgehend verboten, doch einzelne Staaten wie Oregon erlauben bereits die therapeutische Anwendung von Psilocybin.

Der Einsatz psychedelischer Substanzen ist kostenintensiv, da jede Sitzung eine umfassende medizinische Betreuung erfordert, die mehrere Stunden dauern kann. Die Kosten pro Behandlungssitzung liegen in der Schweiz zwischen 1.000 und 3.000 Franken (ca. 1.060 bis 3.190 Euro).

Ketamin zur Behandlung von Depressionen

Ketamin hat sich mittlerweile als zugelassenes Medikament zur Behandlung von Depressionen etabliert, unter anderem in Form eines Nasensprays. Dieses könnte sich zum „Blockbuster“-Medikament entwickeln, da es im ersten Halbjahr 2024 bereits einen Umsatz von fast 500 Millionen Dollar erzielte.

Dennoch gibt es auch Rückschläge: Ein Zulassungsantrag für eine MDMA-basierte Therapie gegen PTBS wurde von der US-Arzneimittelaufsicht FDA abgelehnt. Die Behörde forderte eine zusätzliche Phase-3-Studie, da die bisherigen Daten nicht eindeutig genug belegen konnten, dass der Nutzen die Risiken übersteigt. Die Entscheidung verzögert den potenziellen Marktstart psychedelischer Medikamente weiter. Experten rechnen nun frühestens 2028 mit ersten Zulassungen in den USA.

Erste Studienergebnisse Ende 2024 erwartet

Die nächsten Jahre sind entscheidend für die Weiterentwicklung psychedelischer Medikamente. Erste Ergebnisse laufender Studien könnten Ende 2024 vorliegen und den Weg für eine breitere Anwendung ebnen. Die Branche bleibt optimistisch, dass diese innovativen Therapieansätze in absehbarer Zeit eine neue Ära in der Behandlung von psychischen Erkrankungen einläuten könnten, auch wenn noch einige regulatorische Hürden zu überwinden sind.

Teilen:

Es gibt auch spannende News aus Ihrem Unternehmen?

Klicken Sie auf den Button, um zu erfahren, wie wir auf Wirtschaftsjournal.com darüber berichten können.

ALLE NACHRICHTEN

Zwei Mechaniker stehen vor einem Auto bei dem die Motorhaube geöffnet ist
Deutsche Automobilbranche fordert E-Auto-Subventionen
Reis ist in Schale platziert
Japan zapft Reisreserven an: Ein Grundnahrungsmittel in der Krise
Zwei Männer posieren für Kamera
D&P Bodenleger GmbH: Professionelle Verlegung und Sanierung von Böden
kleine Mikrochips
Europa im Chip-Boom: Neue Halbleiter-Fabriken im Aufwind