Europa im Chip-Boom: Neue Halbleiter-Fabriken im Aufwind

kleine Mikrochips
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Europa erlebt derzeit einen Chip-Boom. In den letzten Jahren haben zahlreiche Unternehmen angekündigt, neue Fabriken in Europa zu bauen, um die steigende Nachfrage nach Mikrochips zu decken. Diese Entwicklungen sind Teil eines umfassenden, wichtigen Plans, Europa unabhängiger von asiatischen und amerikanischen Chip-Herstellern zu machen.

Die Bedeutung der Halbleiterindustrie für Europa

Halbleiter sind die Grundlage moderner Technologien. Ohne sie würde es keine Smartphones, Computer oder Autos geben. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Produktion jedoch stark auf Asien und die USA konzentriert.

Heute weiß man, dass diese Strategien falsch waren. Die Abhängigkeit Europas ist dadurch enorm gestiegen. Die COVID-19 Pandemie zeigte dies deutlich. Die aufgetretenen Lieferengpässe führten zu zahlreichen Produktionsstopps in der Auto- und Elektroindustrie. Um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, investiert Europa massiv in den Aufbau eigener Kapazitäten.

Chips in verschiedenen Größen

Neue Fabriken von großen Unternehmen

Einige der größten Halbleiterunternehmen haben nun angekündigt, neue Fabriken in Europa zu errichten. Intel plant beispielsweise den Bau einer Megafabrik in Magdeburg, Deutschland, die bis 2027 in Betrieb gehen soll. Diese Investition beläuft sich auf rund 17 Milliarden Euro.

Auch TSMC, der weltgrößte Auftragsfertiger für Halbleiter, hat Pläne für eine Fertigungsstätte in Dresden, die voraussichtlich im Jahr 2024 mit dem Bau beginnen wird. Diese Fabriken sollen zukünftig die europäische Versorgung sicherstellen.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt dabei ist auch, dass Arbeitsplätze geschaffen werden. Experten gehen davon aus, dass Europa dadurch auch wieder zu einer echten Konkurrenz für die großen Halbleiter-Cluster in Asien und den USA werden kann. 

EU-Flagge

Die Rolle der Europäischen Union

Die Europäische Union unterstützt den Ausbau der Halbleiterindustrie auch durch umfangreiche Förderprogramme. Der European Chips Act, der 2021 verabschiedet wurde, sieht Investitionen von über 43 Milliarden Euro vor.

Das klare Ziel dabei: Den Anteil Europas an der weltweiten Chip-Produktion bis 2030 auf 20 % zu erhöhen. Zum Vergleich: Aktuell liegt der Anteil bei nur etwa 9 %. Die EU-Kommission sieht in der Halbleiterproduktion einen strategischen Bereich, der für die technologische Souveränität der Union entscheidend ist.

ASML profitiert vom Chip-Boom

Doch nicht nur die Hersteller profitieren von diesem Chip-Boom. Auch die Ausrüster von Chipfabriken, wie das niederländische Unternehmen ASML, sehen sich vor einem anhaltenden Dauer-Boom. ASML ist Europas wertvollster Tech-Konzern und einer der weltweit führenden Anlagenbauer für die Chipindustrie.

Das Unternehmen produziert Maschinen, die Halbleiter mit den kleinsten Strukturgrößen von 7 Nanometern und kleiner herstellen können. Solche hochkomplexen Maschinen sind unverzichtbar für den Bau moderner Chipfabriken. Experten schätzen, dass das neueste Modell von ASML rund 250 Millionen Euro kosten wird.

Das niederländische Unternehmen ASML erzielte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024 bereits einen Umsatz in Höhe von rund 6,2 Milliarden Euro. Der Jahresumsatz im Jahr 2023 betrug 27,56 Milliarden Euro. Die folgende Statistik zeigt den Überblick.

Statistik: Umsatz von ASML in den Jahren 2016 bis 2024 (in Millionen Euro)

Chip-Boom in Europa stärkt die europäischen Zulieferer

Auch deutsche Unternehmen wie Trumpf und Zeiss profitieren als wichtige Zulieferer von ASML. Der Chip-Boom bringt somit direkte Investitionen in die Produktion. Auch die Zulieferindustrie wird gestärkt. ASML steht exemplarisch für den Erfolg europäischer Technologieunternehmen in der globalen Halbleiterbranche.

Ausblick: Südkorea und andere internationale Konkurrenten

Auch Südkorea rüstet auf. Bis 2047 sollen rund 430 Milliarden Euro in den Bau von 13 neuen Chipfabriken fließen, zusätzlich zu den bestehenden 21 Werken. Mit diesen Investitionen wollen Unternehmen wie Samsung und SK Hynix das größte Halbleiter-Cluster der Welt aufbauen. Allein diese Zahlen verdeutlichen, wie stark der globale Wettlauf um die Vorherrschaft in der Halbleiterproduktion geworden ist.

Die USA und China investieren ebenfalls massiv in ihre Chipindustrie. Die USA planen Investitionen von rund 278 Milliarden Euro in neue Werke.

kleine Mikrochips

Herausforderungen für die Industrie in Europa

Die Herausforderungen liegen im teuren und langen Bau der Fabriken. Es kann Jahre dauern, bis eine Produktionsstätte ihre volle Kapazität erreicht. Zudem fehlt es in Europa an Fachkräften, die in der Lage sind, die komplexen Produktionsprozesse zu steuern.

Einige Experten warnen, dass der europäische Chip-Boom an diesen Engpässen scheitern könnte. Fachkräftemangel, aber auch geopolitische Spannungen, wie die Sanktionen der USA gegen China, können die Entwicklung bremsen. Eine wachsame Beobachtung der gesamten Weltpolitik muss gegeben sein, um rechtzeitig reagieren zu können. 

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