Amazon-Rivale Coupang setzt auf Luxusmode

Person hält Telefon mit Coupang-Logo in den Händen
SOPA Images/LightRocket via Getty Images
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Amazon bekommt Paroli aus Südkorea: Die Onlineplattform Coupang expandiert und schluckt den kriselnden Luxushändler Farfetch. Mit großen Plänen.

Der CEO des südkoreanischen Onlinehändlers Coupang, Bom Kim, mag zwar nicht so vermögend sein wie der Gründer von Amazon, Jeff Bezos, aber das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ führt ihn aktuell mit einem Vermögen von 2,9 Milliarden Dollar auf Platz 345 der reichsten Menschen der Welt. In dieser Woche ist Kim seinem Traum, ein globales Onlineshopping-Imperium nach dem Vorbild von Bezos aufzubauen, einen Schritt nähergekommen – auf Kosten des Schweizer Luxuskonzerns Richemont.

Coupang will Expansion vorantreiben

Coupang hat kürzlich die weltweit bekannte, in Schwierigkeiten steckende Luxusmodeplattform Farfetch aus London übernommen. Ursprünglich plante Richemont, die Plattformtechnologie von Farfetch für die eigene Onlinestrategie zu nutzen. Die Südkoreaner haben nun vor, durch die Übernahme in den heimischen Modemarkt einzusteigen und gleichzeitig ihre bisher langsam voranschreitende globale Expansion zu stärken.

Der Gründer von Coupang, Bom Kim, betonte bei der Ankündigung des Deals, dass Farfetch in der Luxuslandschaft eine bedeutende Rolle spiele und gezeigt habe, dass die Zukunft des Luxuseinzelhandels online liegt. Er sieht eine enorme Chance, das Kundenerlebnis für Luxuskunden weltweit neu zu gestalten.

Diese strategische Entscheidung birgt jedoch ein hohes Risiko, was sich in der Reaktion der Aktionäre widerspiegelt. Nach der Ankündigung sank der Aktienkurs von Coupang um 5 %. Die Übernahme wurde zudem von einer Kapitalspritze in Höhe von 500 Millionen Dollar begleitet.

Frau sitzt vor Laptop und betreibt Onlineshopping

Luxusmarken wollen Unabhängigkeit von Händlern erlangen

Farfetch erlebte seinen Höhepunkt, als es einen Wert von 21 Milliarden Dollar erreichte, doch zuletzt schrumpfte dieser Wert auf lediglich 200 Millionen Dollar. Experten zufolge wurde das Geschäft durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt, darunter die Tatsache, dass viele Kunden die Produkte anprobieren möchten und daher häufig Bestellungen retournieren.

Zusätzlich versuchen zahlreiche Luxusmarken, ihre Abhängigkeit von Händlern zu reduzieren und verstärkt auf direkten Kundenkontakt zu setzen. Dieser Ansatz, so erklärt Alice Price, Modeanalystin beim Marktforschungsunternehmen Global Data, könnte ebenfalls einen Grund für die geringere Bewertung von Farfetch darstellen.

Mit der Übernahme setzt Coupang seine lang erwartete Expansionsstrategie fort. Das Unternehmen erregte 2021 bei seinem Börsengang in New York weltweit Aufmerksamkeit, da es der größte Börsengang eines asiatischen Unternehmens im Herzen der globalen Finanzindustrie seit dem Debüt des chinesischen Online-Riesen Alibaba im Jahr 2014 war.

Obwohl das im Jahr 2010 gegründete Unternehmen den Großteil seines Umsatzes nach wie vor auf dem heimischen Markt erwirtschaftet, hat sich Kims Unternehmen dort zu einer bedeutenden Kraft entwickelt, nicht zuletzt dank seines Lieferservices Rocket Delivery. Bei der Diskussion der Coupang-Bilanz für das dritte Quartal im November betonte Kim sein Ziel, „das beste Kundenerlebnis zu den niedrigsten Kosten“ zu schaffen.

Kann Coupang mit der Liefergeschwindigkeit von Amazon Schritt halten?

Coupang ist auch in Indien und Singapur präsent. Im Jahr 2022 hat es zudem einen Onlineshop in Taiwan gestartet, einem Markt mit einer Konsumentenbasis von 24 Millionen Menschen. Die Konzentration der Bevölkerung an der Westküste der Insel schafft optimale Bedingungen für den Aufbau eines Liefernetzes, das mit der schnellen Lieferung von Amazon durchaus mithalten kann.

Die Expertise, die der Händler durch seine bisherige Erfahrung gewonnen hat, könnte nun auch Farfetch zugutekommen. Eine Analystin äußerte sich zuversichtlich: „Dank des außergewöhnlichen Online- und Technologie-Know-hows von Coupang ist das Unternehmen gut gerüstet, um den angeschlagenen Einzelhändler wieder auf den Wachstumspfad zu bringen.“ Gleichzeitig eröffne sich für das britische Unternehmen die Möglichkeit, in den florierenden Luxusmarkt der Region einzusteigen.

Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Technologie- und Online-Affinität der asiatischen Verbraucher auch für hochpreisige Luxusmode gilt. Richemont steht derweil vor einem Neustart. Das Unternehmen verkündete, dass Richemont alternative Optionen in Betracht ziehen werde, um die Umsetzung seiner Vision von Luxury New Retail voranzutreiben.

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