Deutschland in der Rezession: Auswirkungen des schwachen Konsums

Flagge von Deutschland Euro-Geldscheine und ein kleines Holzhaus
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Deutschland steckt weiterhin in der Rezession. Die Wirtschaft verzeichnete auch im ersten Halbjahr 2024 einen Rückgang. Die Aussichten sind weiterhin trüb. Experten prognostizieren eine nur schleppende Erholung, während die Auswirkungen des schwachen Konsums, der Inflation und der globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten das Land belasten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Quartal 2024 um 0,2 %. Die Aussichten für das Gesamtjahr bleiben gedämpft. Wie kam es zu dieser Situation und was wird von Politikern und Ökonomen erwartet?

Ursachen für die Rezession in Deutschland

Der schwache private Konsum bleibt das zentrale Problem. Die hohe Inflation, die bereits 2023 ein erhebliches Problem darstellte, hat auch 2024 weiterhin spürbare Auswirkungen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland im Jahr 2023 um 5,9 % im Vergleich zum Vorjahr.

Die Inflation hat sich 2024 zwar leicht abgeschwächt, liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Besonders die Energiepreise, die infolge des Ukraine-Krieges massiv stiegen, belasten weiterhin die Haushalte. Auch die Lebensmittelpreise bleiben weiterhin hoch. Das hat gravierende Auswirkungen. Konsumenten sparen, wo es geht.

Der Konsum ist damit rückläufig. Der Einzelhandel und auch das Gastgewerbe spüren diese Veränderungen. „Die Kaufkraft der Verbraucher ist nach wie vor stark beeinträchtigt. Die Menschen sparen lieber, anstatt in Zeiten unsicherer wirtschaftlicher Aussichten Geld auszugeben“, erklärte Claus Michelsen, ein führender Ökonom in Deutschland, im Juli 2024.

Statistik: Inflationsrate in Deutschland von 1992 bis 2023 (Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahr)

Zinswende und ihre Auswirkungen

Die Entscheidungen der EZB (Europäische Zentralbank) sind ein zusätzlicher belastender Faktor. Die Leitzinsen wurden seit 2022 kontinuierlich angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Doch auch dies hatte gravierende Folgen. Die Zinserhöhungen machten Finanzierungen für Unternehmen und Verbraucher teuer.

Besonders bei Immobilien- und Autokäufen zeigen sich die negativen Auswirkungen. „Die Zinspolitik der EZB trifft uns hart. Unternehmen investieren weniger. Auch Verbraucher verschieben größere Anschaffungen“, kommentierte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in einem aktuellen Bericht.

Die Automobilbranche leidet besonders unter diesen Entwicklungen. Nach dem Rückgang der Elektroauto-Förderung Ende 2022 brachen die Neuzulassungen von Fahrzeugen 2023 ein. Zwar stabilisierte sich der Markt 2024 leicht, aber die Konsumzurückhaltung bleibt bestehen. Viele Konsumenten warten lieber ab, bis die Lage wieder stabilisiert und leichter prognostizierbar ist.

Globale Einflüsse und schwacher Export

Die schwache globale Nachfrage belastet zusätzlich die deutsche Exportwirtschaft. Besonders China, das nach der Pandemie als Hoffnungsträger für die Erholung galt, konnte diese Erwartungen nicht erfüllen. Stattdessen sank der deutsche Export nach China im ersten Halbjahr 2024 um 7,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 

Auch die geopolitischen Unsicherheiten, wie der anhaltende Ukraine-Krieg und Spannungen mit Russland, belasten die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands. Unternehmen sind vorsichtiger geworden, was internationale Investitionen und Exporte betrifft und das zum Großteil wohl zurecht. 

Maßnahmen der Politik

Die Bundesregierung versucht nun, mit gezielten Maßnahmen gegenzusteuern. Finanzminister Christian Lindner warnte jedoch im August 2024, dass der finanzielle Spielraum begrenzt sei. „Wir müssen uns auf nachhaltige Lösungen konzentrieren, anstatt teure Kurzfristmaßnahmen einzuleiten, die uns langfristig mehr kosten würden“, sagte Lindner in einer Rede im Bundestag.

Kanzler Olaf Scholz gibt sich bewusst optimistischer. Er sieht Deutschland noch immer als starke Wirtschaft. Bei Experten stößt er jedoch zunehmend mit dieser Haltung auf Kritik. 

aufgehängte ketten

Expertenmeinungen und Prognosen

Einige Experten warnen: „Die Risiken bleiben hoch, insbesondere wenn die Energiepreise wieder ansteigen oder sich die geopolitischen Spannungen verschärfen“, sagte beispielsweise der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Stefan Schneider. Es wird dringend geraten, die prekäre Situation, in der sich Deutschland befindet, ernst zu nehmen und wichtige strategische Schritte zu überlegen. 

Hoffnungsschimmer für Deutschland in einigen Sektoren

Trotz der insgesamt trüben Aussichten gibt es positive Entwicklungen in einigen Sektoren. Die Bauwirtschaft zeigt sich widerstandsfähig. Auch die Investitionen in erneuerbare Energien haben sich 2024 stabilisiert. 

Auch der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin stabil. Die Arbeitslosenquote blieb im Juni 2024 bei 5,5 %, während in einigen Branchen wie dem Gesundheitswesen und der IT-Wirtschaft weiterhin Personal gesucht wird. Somit könnten der Arbeitsmarkt und die Bauwirtschaft ein leichter Hoffnungsschimmer sein. 

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