Die Europäische Union (EU) macht Ernst. Ab dem Jahr 2035 dürfen in der EU keine neuen PKWs und Kleinlaster, die mit Benzin oder Diesel getankt werden, mehr zugelassen werden. Diese Maßnahme soll unter anderem zur Erreichung der Klimaziele beitragen.
Noch scheint dieser Beschluss Zukunftsmusik und in relativ weiter Ferne zu sein. Die Herausforderungen, die damit einhergehen, machen sich jedoch bereits jetzt bemerkbar. So müsste die Produktion der dafür notwendigen Batterien für Elektro-Autos dringend aufgestockt werden. Schafft man es innerhalb der 12 noch verbleibenden Jahre bis 2035 nicht, ausreichend Batterien zu erzeugen, sind genau zwei Szenarien denkbar: Die EU verfehlt ihre Klimaziele, es tritt ein Mangel an E-Autos auf und der öffentliche Verkehr ist überlastet oder aber man ist dazu gezwungen, E-Autos bzw. Batterien aus Drittstaaten zu importieren. Dies wiederum würde die europäische Wirtschaft jedoch schwächen.
EU reagiert
Die EU reagiert bereits mit dem Bau mehrerer Elektroautofabriken. Im vorigen Jahr hat sie den Marktführer China bei Investitionen in Batterietechnik zudem überholt. So wurden laut dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maroš Šefčovič, in Europa angeblich dreieinhalb Mal so viele Investitionen getätigt wie in China. Außerdem sei es gelungen, 180 Milliarden Euro an Private Equity in den europäischen Batteriesektor zu holen.
30 Elektroautofabriken sind geplant
Die kürzliche Eröffnung der ersten Fabrik für Kathodenmaterial von BASF am Standort Schwarzheide in Brandenburg war nach Erachten von Šefčovič eine wichtige Maßnahme, um die Lücke in der europäischen Wertschöpfungskette zu schließen. So sei die Produktion von Kathoden- und Anodenmaterial äußerst wichtig und in Deutschland bisher nicht vorhanden gewesen. Des Weiteren plane man den Bau von insgesamt 30 Elektroautofabriken.
Der EU fehlen wichtige Rohstoffe
Ob sich die Klimaziele dank der Aufstockung von entsprechenden Fabriken bis 2035 so erreichen lassen, wie geplant, bezweifeln derzeit viele, auch Šefčovič.
Problematisch ist unter anderem, dass Europa nicht über genügend eigene Rohstoffe zum Bau von Batterien verfügt. Wichtiges Lithium kommt vor allem aus Australien. Mangan liefert hauptsächlich Südafrika. Gabun stammt vorwiegend aus der Demokratischen Republik Kongo und Graphit kommt zum Großteil aus China.
Einige Experten warnen diesbezüglich vor einer Abhängigkeitsspirale, die auch dazu beitragen dürfte, dass die EU weder Einfluss auf die Lieferkette noch auf die Preisgestaltung hat. Das Spiel am Markt ist bekannt. Eine hohe Nachfrage impliziert auch teure Preise. Und die Nachfrage der EU ist definitiv groß.
Interessanter Fakt: Laut dem Europäischen Rechnungshof ist der Preis für Lithium in den letzten zwei Jahren um sage und schreibe 870 % angestiegen!
PKW-Bestand mit Elektroantrieb weltweit bis 2030
Im Jahr 2022 gab es laut Statista weltweit rund 25,9 Millionen Elektroautos, über neun Millionen Fahrzeuge mehr als noch im Vorjahr. Darunter wurden mit rund 18 Millionen die meisten Fahrzeuge ausschließlich batterieelektrisch angetrieben, während etwa 7,9 Millionen der Autos Plug-in-Hybride waren.
Auch angesichts zunehmender Luftverschmutzung und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen spielen alternative Antriebe wie die Elektromobilität eine zunehmend wichtige Rolle im motorisierten Individualverkehr.
Über 200 Millionen Elektroautos bis 2030
Laut der Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) soll es bis 2030 über 200 Millionen Elektroautos geben. Die meisten Elektroautos werden bislang in China verkauft. Bereits im Jahr 2021 belief sich der dortige Bestand auf über acht Millionen Fahrzeuge. Im Jahr 2022 wurden über fünf Millionen neue E-Autos in der Volksrepublik zugelassen. Auch in Deutschland wächst der Bestand. So waren Anfang 2023 erstmalig über eine Million reine Elektroautos (BEV) zugelassen.
Tesla mit größtem Absatz
Tesla lag 2022 mit etwa 1,3 Millionen verkauften E-Autos an der Spitze. In Europa führten die Modelle von Tesla das Ranking der Hersteller klar an und belegten die ersten beiden Plätze, vor Volkswagen mit dem ID.4. Auch im weltweiten Vergleich aller Modelle, Verbrenner und E-Autos war der US-Hersteller sehr erfolgreich und erreichte mit seinem Model Y den dritten Platz.