Neue Enthüllung der Produktionspraktiken bei Dior

Frau hält Dior-Tasche
Jeremy Moeller/Getty Images Entertainment via Getty Images
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Eine kürzliche Untersuchung der italienischen Polizei hat aufgedeckt, dass die Luxusmarke Dior bei der Produktion ihrer hochpreisigen Handtaschen auf ausbeuterische Praktiken von Zulieferern zurückgreift. Diese Ermittlungen führten zu Razzien bei mehreren Zulieferern, die für Dior arbeiten, und enthüllten alarmierende Arbeitsbedingungen und extrem niedrige Herstellungskosten im Vergleich zu den hohen Einzelhandelspreisen der Produkte.

Geringe Herstellungskosten und hohe Einzelhandelspreise

Laut den von den Behörden geprüften Dokumenten zahlt Dior nur 57 US-Dollar (etwa 53 Euro) für die Herstellung von Handtaschen, die man im Einzelhandel für etwa 2.780 Dollar (ca. 2.600 Euro) verkauft. Diese Kosten decken jedoch nicht die Rohmaterialien wie Leder ab. Die Ermittler fanden heraus, dass diese extrem niedrigen Herstellungskosten durch die Ausbeutung der Arbeiter und schlechte Arbeitsbedingungen ermöglicht wurden.

Versäumnisse in der Überprüfung der Zulieferer

Die zuständige Abteilung von Dior steht unter Verdacht, keine „angemessenen Maßnahmen ergriffen zu haben, um die tatsächlichen Arbeitsbedingungen oder die technischen Fähigkeiten der beauftragten Unternehmen zu überprüfen“. Bei Untersuchungen im März und April fanden die Ermittler heraus, dass Arbeiter in den Produktionsanlagen schliefen, um die Taschen rund um die Uhr herzustellen. Auch die Stromverbrauchsdaten zeigten, dass Dior nachts und an Feiertagen arbeiten ließ.

Raum mit Nähmaschinen und weiteren Utensilien

Ausbeutung durch chinesische Subunternehmer

Die untersuchten Subunternehmer waren hauptsächlich chinesische Firmen, die überwiegend chinesische Arbeiter beschäftigten. Viele dieser Arbeiter waren illegale Einwanderer oder arbeiteten ohne gültige Papiere. Die Staatsanwaltschaft deckte zudem auf, dass man Sicherheitsvorrichtungen an Maschinen entfernte, um die Produktion zu beschleunigen, was die Arbeit noch gefährlicher gestaltete.

Ein Jahr unter Zwangsverwaltung

Die Abteilungen von Dior und Armani sind nun für ein Jahr unter Zwangsverwaltung gestellt. Dies bedeutet, dass sie während dieses Zeitraums unter gerichtlicher Aufsicht stehen, aber weiterhin operieren dürfen. LVMH, die Muttergesellschaft von Dior, reagierte nicht sofort auf Anfragen nach Stellungnahmen. In Gerichtsdokumenten betonte Dior jedoch die Verbesserungen in ihrer Lieferkette.

Ähnliche Praktiken bei Giorgio Armani

Die Untersuchung erstreckte sich auch auf die Auftragnehmer von Giorgio Armani, einem weiteren großen Luxusunternehmen. Auch hier wurden niedrige Herstellungskosten im Vergleich zu den hohen Einzelhandelspreisen festgestellt. Armani zahlte beispielsweise 99 Dollar (92 Euro) pro Tasche, die man für über 1.900 Dollar (1.765 Euro) verkaufte. Wie Dior wurde auch Armani beschuldigt, seine Zulieferer nicht ordnungsgemäß zu beaufsichtigen.

Systematische Verletzung von Arbeitsvorschriften

Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass die Verletzung von Arbeitsvorschriften in der Luxusbranche weit verbreitet sei und dazu diene, höhere Gewinne zu erzielen. „Es handelt sich nicht um etwas Sporadisches, das einzelne Produktionssparten betrifft, sondern um eine allgemeine und konsolidierte Herstellungsmethode“, heißt es in Gerichtsdokumenten. Diese Praktiken führen nicht nur zu menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, sondern auch zu unlauterem Wettbewerb, der gesetzestreue Firmen vom Markt verdrängt.

Image von Dior und Armani angekratzt

Die Ermittlungen gegen Dior und Armani werfen ein düsteres Licht auf die Produktionspraktiken in der Luxusbranche. Die Enthüllungen über die extrem niedrigen Herstellungskosten und die schlechten Arbeitsbedingungen zeigen, dass hinter dem Glanz und Glamour der Luxusprodukte oft Ausbeutung und Misshandlung der Arbeiter stehen.

Die gerichtliche Zwangsverwaltung der betroffenen Abteilungen soll sicherstellen, dass solche Praktiken in Zukunft unterbunden werden, während die Unternehmen weiterhin operieren dürfen.

Die Herausforderungen bestehen jedoch darin, sicherzustellen, dass langfristige Veränderungen in der Lieferkette umgesetzt und überwacht werden, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.

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