In den Supermärkten prangen auf Verpackungen bereits verschiedene Label in unterschiedlichen Farben. Nun gesellt sich ein weiteres hinzu: das „Herkunftskennzeichen Deutschland“. Doch was verbirgt sich dahinter?
Ab dem Frühjahr sollen Lebensmittel, die in Deutschland erzeugt, verarbeitet und verpackt werden, das neue „Herkunftskennzeichen Deutschland“ tragen, unter dem Slogan „Gutes aus Deutscher Landwirtschaft“. Gleichzeitig sollen bestehende Label verschwinden und durch das neue Kennzeichen ersetzt werden. Doch was bedeutet das für Verbraucher?
Neues Label verfolgt zwei Hauptziele
Das neue Label hat laut Initiatoren zwei Hauptziele. Zum einen soll es den Verbrauchern mehr Transparenz bieten, indem sie erfahren, welche Produkte aus Deutschland stammen und welche nicht. Zum anderen soll es die deutsche Landwirtschaft einheitlich im Einzelhandel präsentieren. Dadurch soll eine größere Wertschätzung für heimische Produkte geschaffen werden, während gleichzeitig der Vielzahl von Kennzeichen im Handel entgegengewirkt wird.
Das „Herkunftskennzeichen Deutschland“ ist ein freiwilliges und nicht staatliches Label, das von der Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) ins Leben gerufen wurde. Die ZKHL ist eine Interessengemeinschaft, in der Unternehmen und Verbände für eine bessere Zusammenarbeit in den Bereichen Lebensmittel und Landwirtschaft organisiert sind. Im Vorstand sitzen beispielsweise der Deutsche Bauernverband und der Handelsverband Deutschland. Die ZKHL arbeitet mit Einzelhändlern aus der Lebensmittelbranche zusammen, darunter Aldi Nord und Süd, Edeka, Kaufland, Lidl und die Rewe Group, die bereits zugesagt haben, das neue Label künftig zu verwenden.
Diese Labels werden nun ersetzt
Die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) erklärt, dass der Handel, also die bisher beteiligten Lebensmittelunternehmen, ein starkes Interesse daran hat, seine eigenen Herkunftslabel durch ein einheitliches zu ersetzen. Aldi Süd, Kaufland, Lidl, Rewe und Edeka haben auf Anfrage bestätigt, dass sie die Einführung des „Herkunftskennzeichen Deutschland“ unterstützen. Jedoch konnte keines der Unternehmen Auskunft darüber geben, welche firmeneigenen Labels abgeschafft werden.
Aldi Süd erklärt, dass an der Umsetzung gearbeitet wird, während Edeka angibt, aktuell keine Informationen zu den wegfallenden Labels zu haben. Die Rewe Group prüft, wie sich die Herkunftskennzeichnung in das bestehende Verpackungslayout mit den aktuellen Kennzeichnungen integrieren lässt.
Einführung im Frühling geplant
Die Einführung des Labels wurde Ende 2023 vom Vorstand der ZKHL beschlossen. Erste Produkte mit der Kennzeichnung sollen im Frühling in den Supermärkten zu finden sein. Das Label wird zunächst für Fleisch und Fleischwaren aus Schwein, Rind und Geflügel eingeführt. Sowohl für verpackte als auch für unverpackte Produkte. Gleiches gilt für Obst, Gemüse und Kartoffeln.
Eier können ebenfalls gekennzeichnet werden, wenn die Legehennen in Deutschland gehalten werden. Auch Milchprodukte können das Label erhalten, wobei die Kennzeichnung hier schwierig sein könnte. Vor allem in grenznahen Molkereien müsste die deutsche Milch von Milch aus anderen Ländern getrennt erfasst und verarbeitet werden. Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert die Unternehmen auf, das Herkunftskennzeichen zeitnah umzusetzen und es schnellstmöglich auf verarbeitete Lebensmittel und die Gastronomie auszuweiten.
„Herkunftskennzeichen Deutschland“ steht in Kritik
Die Verbraucherzentrale Bayern kritisiert das „Herkunftskennzeichen Deutschland“. Sie warnt davor, dass mit der Einführung dieses spezifischen Labels der bereits bestehende Wirrwarr von Labels noch weiter zunehmen könnte. Sie befürwortet stattdessen einheitliche Kennzeichnungen auf EU-Ebene, um Verbrauchern eine eindeutige Orientierung zu ermöglichen. Zudem wird darauf hingewiesen, dass das neue Label lediglich Informationen über die Herkunft, nicht jedoch über die Qualität des Produkts liefert.
Der Deutsche Tierschutzverband schließt sich dieser Kritik an. Er betont, dass die Kennzeichnung allein keinem Tier zu einem besseren Tierschutz verhelfen würde. Er fordert daher, das Label in Verbindung mit einer Tierschutzkennzeichnung zu verwenden.
Der Deutsche Bauernverband wiederum äußert Unverständnis darüber, dass Supermärkte beispielsweise bei Käse auf höhere Haltungsstandards setzen, jedoch gleichzeitig aus dem Ausland importieren. Dieses Handeln wird in Frage gestellt, da es ein falsches Signal sendet, so der DBV.
Erst die Praxis wird zeigen, welche positiven oder möglicherweise negativen Auswirkungen die neue Kennzeichnung auf Lebensmittel haben wird.