Das Bonza-Aus und die Probleme der Boeing 737 Max 8

Boeing 737 Max steht am Flughafen
David Ryder/Getty Images News via Getty Images
Inhaltsverzeichnis

Die australische Billig-Airline Bonza stellt den Betrieb ein. Deren Boeing 737 Max-Flotte ist beschlagnahmt.

Vor etwas mehr als einem Jahr begann der australische Billigfluganbieter Bonza mit dem Betrieb. Nun stellt die Fluggesellschaft, die die Boeing 737 Max 8 einsetzte, ihren Betrieb ein.

Trotz bekannter Probleme der Maschine zeigte sich Bonza-CEO Tim Jordan bis vor kurzem noch optimistisch und schmiedete eifrig Pläne für das Unternehmen. Am Dienstag, dem 30. April, gab Bonza dann jedoch bekannt, dass man den Flugbetrieb einstellt und sich freiwillig unter Fremdverwaltung stellen werde.

Tim Jordan gestikuliert
Bonza-CEO Tim Jordan Foto: bloomberg/bloomberg via Getty Images

Flugzeuge beschlagnahmt

Im vergangenen Jahr war Bonza die erste neu gegründete Fluggesellschaft in Australien seit 16 Jahren. Trotz eines ehrgeizigen Starts musste das Unternehmen aber bald viele der Flugstrecken streichen.

Berichten zufolge wurden die acht Boeing 737 Max Flugzeuge von Bonza am Dienstag von Gläubigern konfisziert. Das Verkehrsministerium richtete eine Notfall-Hotline für gestrandete Fluggäste ein. Die Qantas-Gruppe und Virgin Australia, die zusammen 95 % des Inlandsflugmarktes ausmachen, stellten gestrandeten Reisenden kostenlose Sitze auf ihren Flügen zu den Zielen von Bonza zur Verfügung.

Darum kam es zur Konfiszierung

Die Boeing 737 MAX-Reihe hatte bereits mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen, darunter sind das MCAS-System zu nennen, Softwareprobleme sowie vermeintlich unzureichende Kontrollen seitens der Behörden.

Das MCAS-System, also das Maneuvering Characteristics Augmentation System, ist ein System, das entwickelt wurde, um die Flugeigenschaften der 737 MAX zu verbessern. In Kritik geriet es, nachdem es bei zwei Flugzeugabstürzen eine maßgebliche Rolle gespielt hatte. Das MCAS-System reagierte nämlich auf fehlerhafte Sensordaten und zwang die Spitze des Flugzeugs nach unten, was zu tödlichen Abstürzen führte.

Neben dem MCAS-System traten auch andere Softwareprobleme auf, die die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Flugzeugs beeinträchtigten.

Fraglich ist zudem der bisherige Zertifizierungsprozess der 737 MAX. So spekuliert man über das Verhältnis zwischen der Federal Aviation Administration (FAA) mit Boeing und kritisiert angeblich unzureichende Flugzeugprüfungen.

Diese Vorwürfe führten zu einem erheblichen Vertrauensverlust seitens der Öffentlichkeit, der Fluggesellschaften und der Luftfahrtbehörden in Bezug auf die Sicherheit der 737 MAX-Reihe. Auswirkungen wurden zudem im Flugbetrieb deutlich. Es kam vermehrt zu Stornierungen sowie zu Rückrufen von Bestellungen der Maschine. Zudem hagelte es kurzfristige Flugverbote und Bodenhaltungen weltweit.

Der (Image-)Absturz der Boeing 737 Max

Die 737 Max gehört zur sogenannten 737-Familie, deren Modelle seit der Erstauslieferung im Jahr 1967 die meistgebauten Großraumpassagierflugzeuge weltweit sind. Der Typ 737 Max wurde 2017 zum ersten Mal ausgeliefert und wird seither in verschiedenen Versionen angeboten, die sich vor allem in der Reichweite und der Anzahl der Sitzplätze voneinander unterscheiden.

Doch spätestens seit den tödlichen Abstürzen der 737 Max 8 geriet Boeing in eine mehrjährige Krise. Die Anzahl der Bestellungen für die 737 Max-Reihe brach in den Jahren 2019 und 2020 ein. Das verdeutlicht auch folgende Statistik.

Statistik: Bruttobestellungen der Boeing 737 von 2004 bis 2023

Zwei tödliche Abstürze

Die Boeing 737 Max 8 war in zwei tödliche Flugunfälle verwickelt. Am 29. Oktober 2018 stürzte eine dieser Maschinen der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start ins Meer. Das Flugzeug befand sich auf dem Flug JT610 von Jakarta nach Pangkal Pinang. Alle 189 Menschen an Bord wurden getötet.

Am 10. März 2019 stürzte eine weitere Boeing 737 Max 8 der Ethiopian Airlines auf dem Flug ET302 von Addis Abeba nach Nairobi kurz nach dem Start ab. Auch bei diesem Unfall gab es keine Überlebenden, alle 157 Menschen an Bord kamen ums Leben.

    Diese beiden tragischen Unfälle führten dazu, dass die Boeing 737 Max 8 weltweit mit einem temporären Flugverbot belegt wurde, während die Ursachen der Abstürze untersucht wurden und Boeing Änderungen am Flugzeug vornahm.

      Ryan Air bleibt bei Boeing 737 Max 8

      Boeing arbeitet daran, die 737 Max 8 wieder in Betrieb zu nehmen und neue Aufträge zu gewinnen. Einige Fluggesellschaften haben ihre Bestellungen für die 737 Max 8 aber, wie bereits erwähnt, storniert oder verschoben. Dennoch halten auch einige daran fest. Ryanair beispielsweise fliegt ausschließlich mit der 737-Reihe und hat sogar weitere Modelle der umstrittenen 737 Max 8 bestellt. Die Iren nennen den Flieger Gamechanger. Große Änderungen wurden jedoch nicht vorgenommen. Lediglich die Notausgänge wurden erweitert. Die Sitzplatzanzahl wurde zudem erhöht, sodass es noch enger in der Kabine ist.

      Boeing-Vorfälle häufen sich

      Die Vorfälle rund um Boeing reißen nicht ab. Erst im Januar 2024 wurde von der US-amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde ein weiteres Grounding für rund 171 Flugzeuge des Typs 737 Max 9 angeordnet, da am 4. Januar 2024 ein zwei Monate zuvor geliefertes Flugzeug dieses Typs der Alaska Airlines während eines Fluges einen Teil der Flugzeugwand verloren hatte. Das Flugzeug konnte sicher zum Ausgangsflughafen Portland zurückkehren, mehrere Passagiere wurden leicht verletzt.

      Boeing hat also einiges wiedergutzumachen, sofern dies überhaupt möglich ist. Das Image bleibt vorerst stark angekratzt.

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