Die Gentechnik entwickelt sich ständig weiter und macht auch vor Lebensmitteln nicht Halt. Die EU steht vor einem Paradigmenwechsel im Umgang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Die Kommission plant, die bestehenden Restriktionen zu lockern. Es gibt viele kritische Stimmen gegen diese Vorgehensweise.
Gentechnik spaltet die Meinungen
Seit Jahren ist das Thema Gentechnik ein Zankapfel in Europa. Befürworter preisen die Vorteile: höhere Erträge, verbesserte Nährstoffzusammensetzung und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und den Klimawandel. Kritiker warnen hingegen vor möglichen Risiken für Umwelt und Gesundheit. Die geplante Lockerung trifft auf gemischte Reaktionen. Landwirte und Wissenschaftler begrüßen die Entscheidung.
Sie erhoffen sich dadurch mehr Flexibilität und Möglichkeiten zur Innovation. Umweltschutzorganisationen und Verbraucherverbände äußern Bedenken. Sie befürchten, dass die Lockerungen den Weg für eine umfassende Kommerzialisierung von Gentechnik-Lebensmitteln ebnen und die Wahlfreiheit der Konsumenten einschränken könnten.
Ziel der neuen Regeln innerhalb der EU
Die neuen Regularien zielen darauf ab, die strikten Auflagen zu erleichtern und gleichzeitig hohe Sicherheitsstandards beizubehalten. Ein Schritt, der Forschung und Entwicklung im Bereich der Geneditierung vorantreiben soll. Diese Methode ermöglicht präzise Veränderungen im Erbgut von Pflanzen und Tieren, um bestimmte Eigenschaften zu verbessern.
Was versteht man unter Gentechnik?
Gentechnik ist ein Bereich der Biotechnologie, der sich mit der gezielten Veränderung des Erbguts von Organismen befasst. Durch verschiedene Methoden, wie die Geneditierung, werden spezifische Gene hinzugefügt, entfernt oder verändert, um bestimmte Eigenschaften zu beeinflussen. Ein Beispiel für die Anwendung von Gentechnik in der Lebensmittelproduktion ist die Entwicklung von Pflanzen, die resistent gegenüber Schädlingen oder Krankheiten sind.
So wurde etwa der Bt-Mais entwickelt, der ein Gift produziert, das spezifische Schädlinge abtötet, für Menschen und andere Tiere jedoch unschädlich ist. Dies ermöglicht es Landwirten, ihre Ernteerträge zu steigern und gleichzeitig den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren.
Risiken durch die Veränderung mittels Gentechnik
Die Verwendung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln birgt eine Reihe von potenziellen Risiken und Bedenken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt:
- Gesundheitsrisiken: Obwohl viele Studien zeigen, dass GVO-Lebensmittel für den menschlichen Verzehr sicher sind, besteht weiterhin Unsicherheit über langfristige Auswirkungen. Es gibt Bedenken, dass der Verzehr von GVO-Lebensmitteln allergische Reaktionen, Antibiotikaresistenz oder andere negative Gesundheitseffekte verursachen könnte.
- Umweltrisiken: Gentechnisch veränderte Pflanzen können mit wilden Verwandten kreuzen und so transgene Organismen in die Umwelt freisetzen. Das könnte das ökologische Gleichgewicht stören und zu einem Verlust der Biodiversität führen. Zudem könnten Schädlinge im Laufe der Zeit Resistenzen gegen die gentechnisch eingebauten Schutzmechanismen der Pflanzen entwickeln.
- Wirtschaftliche und soziale Bedenken: Es besteht die Sorge, dass der Anbau von GVO-Pflanzen die Macht großer Agrarkonzerne stärkt und kleine, lokale Bauern benachteiligt. Die Abhängigkeit von teuren Saatgut- und Pestizidtechnologien könnte zu wirtschaftlichen Problemen für kleinere landwirtschaftliche Betriebe führen.
- Ethik und Moral: Die Gentechnik wirft auch ethische Fragen auf, wie zum Beispiel die moralische Vertretbarkeit der Manipulation des genetischen Codes von Lebewesen oder die Patentierung von Leben.
Umsatz von Lebensmitteln ohne Gentechnik gestiegen
In den vergangenen Jahren ist der Umsatz von Lebensmitteln mit „Ohne GenTechnik“-Siegel gestiegen. Insgesamt lag der Umsatz in Deutschland im Jahr 2023 bei 16,128 Milliarden Euro. Die wichtigste Produktgruppe bildeten dabei Milchprodukte mit Umsätzen in Höhe von 11,270 Milliarden Euro.
Umfrage zur Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln
Die Mehrheit der Verbraucher plädiert für eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, die gentechnisch verändert wurden. Im Jahr 2023 stimmten dem rund 68 % der Befragten in Deutschland voll und ganz zu. Dies gilt unabhängig davon, ob neue Gentechnik oder klassische Gentechnik verwendet wurde. Der Unterschied zwischen neuer und klassischer Gentechnik besteht darin, dass in der neuen Gentechnik das Erbgut einer Pflanze verändert wird, ohne artfremde DNA zu integrieren. Die folgende Statistik zeigt die genaue Auswertung der Umfrage.
EU erlaubt Einfuhr von Gentechnik-Pflanzen
Derzeit können 91 gentechnisch veränderte Pflanzen in die EU eingeführt und als Lebens- und Futtermittel vermarktet werden. Das zeigt die folgende Grafik. Die Import-Erlaubnisse beziehen sich meist auf zahlreiche sogenannte Events bei Mais, Soja und Baumwolle. Events sind bestimmte transformierte Pflanzenzellen.
Fazit: Die Diskussion um die zukünftige Regulierung von Gentechnik-Lebensmitteln in der EU ist in vollem Gange. Die anstehenden Verhandlungen werden zeigen, inwieweit die neuen Bestimmungen den Spagat zwischen Innovation und Sicherheit meistern können.