Die Bundesregierung strebt bis 2030 an, dass 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Die Automobilindustrie betrachtet dies als unrealistisch.
Die Autobranche sieht sich mit einer Haushaltskrise konfrontiert, die die Erreichung der E-Auto-Ziele in Deutschland in Frage stellt. Die Bundesregierung strebt bis 2030 an, 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben, doch sowohl das Wuppertal Institut als auch die Automobilindustrie halten dieses Ziel für nur schwer erreichbar.
Fünf Millionen Elektroautos fehlen, um Ziel zu erreichen
Laut einer Analyse des Wuppertal Instituts im Auftrag von Greenpeace fehlen bereits fünf Millionen Elektroautos, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Die Autobauer selbst rechnen bis 2030 lediglich mit höchstens neun Millionen Elektroautos, was zu einer erheblichen Diskrepanz führt. Das Handelsblatt berichtet, dass die Branche den Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine Verlängerung der Steuervergünstigungen für Elektro-Dienstwagen fordert. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass über 60 % der in diesem Jahr verkauften Elektroautos für geschäftliche oder gewerbliche Zwecke genutzt wurden.
Anteil an Neuzulassungen stieg nur auf 18 %
Trotz eines starken Anstiegs im Absatz von Elektroautos in diesem Jahr, der laut dem Center of Automotive Management (CAM) 38 % mehr Neuzulassungen verzeichnete als im Vorjahreszeitraum, besteht die Herausforderung weiterhin. Der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen stieg nur leicht von 14,8 auf 18 %. Insbesondere das Auslaufen der Kaufprämie für gewerbliche Zulassungen führte zu einem Rückgang, was die Bedeutung staatlicher Förderung betont.
Der CAM-Direktor, Stefan Bratzel, erklärt, dass die Dynamik der Elektromobilität in Deutschland in einer kritischen Übergangsphase steckt. Höhere Zinsen und nachlassende Förderungen könnten die Marktentwicklung behindern. Der Autogipfel, der kürzlich stattfand, sollte mögliche Wege diskutieren, wie das Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 erreicht werden kann.
Förderungskürzungen problematisch
Für die Automobilindustrie steht die Verhinderung von Kürzungen bei der Förderung von Elektroautos an erster Stelle, insbesondere angesichts der aktuellen Haushaltskrise. Diese Kürzungen könnten Dienstwagen betreffen, die bis zu einem Bruttolistenpreis von 60.000 Euro mit nur 0,25 % des Preises als geldwerter Vorteil besteuert werden. Über 60.000 Euro würde der Satz auf 0,5 % steigen, im Vergleich zu 1 % bei Verbrennern. Die Politik könnte in Erwägung ziehen, diese Sonderregelung für E-Autos bis Ende 2030 auslaufen zu lassen.
Ladeinfrastruktur als großes Hindernis
Ein weiteres Hindernis ist der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur, der viele Gewerbekunden dazu veranlasst, wieder vermehrt auf Verbrenner zurückzugreifen. Verkehrsminister Volker Wissing betont die Notwendigkeit eines gut ausgebauten Ladenetzes und weist darauf hin, dass die Politik intensiv am Vorantreiben der Elektromobilität arbeite. Der Minister gibt an, dass die Zahl öffentlich zugänglicher Ladepunkte in Deutschland von 100.000 vor zwei Jahren auf derzeit 200.000 gestiegen sei, und dass die Gesamtleistung auf 4,3 Gigawatt angewachsen sei. Zusätzlich werde der Ausbau mit rund 9.000 neuen superschnellen Ladepunkten weiter vorangetrieben.