Multiunternehmer Lars Stevenson und sein Konzept, Autos aus China zu importieren

E-Auto wird betankt
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Lars Stevenson exportiert eigentlich Wein aus der Pfalz nach China. Doch seit kurzem will er auch als Importeur durchstarten: Mit Elektroautos aus China. Sein Projekt „Elaris“ schien zunächst nicht wirklich in die Gänge zu kommen. Mittlerweile notiert das Unternehmen jedoch schon an der Börse.

Erfolgreicher Unternehmer, aber Quereinsteiger bei E-Autos

Die Tatsache, dass Quereinsteiger wie Lars Stevenson in der heutigen Ära der Elektroauto-Start-ups sowohl in China als auch in ländlichen Gebieten wie der Pfalz Automobilunternehmen gründen können, unterstreicht die Veränderungen in der Branche, die vor einigen Jahren noch kaum vorstellbar waren.

Im Gegensatz zu Neugründungen wie Fisker und Lucid aus den USA oder dem mittlerweile insolventen deutschen Unternehmen Sono Motors verfolgt Elaris einen deutlich einfacheren Ansatz. Im Unterschied zu diesen Start-ups, die ihre Autos von Grund auf selbst entwickelt haben, geht Elaris nämlich einen anderen Weg. Man importiert die Autos aus China.

Alle Modelle werden in China hergestellt

Das Unternehmen aus der Pfalz bietet derzeit drei Modelle an: Das Mini-Auto namens Dyo, das 2,80 Meter lang ist, zwei Sitze hat und eine Reichweite von 265 Kilometern für 23.000 Euro bietet. Ebenso gibt es den Elektro-SUV Beo (55.500 Euro) und den E-Transporter Caro (58.500 Euro).

Alle drei Modelle werden in China hergestellt. Stevenson beschreibt sein Unternehmen im Gespräch mit WELT AM SONNTAG als funktionierend nach dem „Apple-Prinzip“. Dabei werden Manufakturen in China genutzt, die bereits wissen, wie man Autos baut. Elaris modifiziert diese Fahrzeuge nach den Wünschen des Unternehmens für den europäischen Markt. Die Umbauten sind dabei begrenzt, da die Fahrzeuge mit dem Elaris-Logo vor dem Schiffstransport nach Europa lediglich eine eigene Software erhalten.

Blick auf eine Stadt in China

Der Elektro-SUV Beo wird in China unter dem Namen ET5 von dem Hersteller Skywell verkauft, während der Dyo in seiner Heimat E20 heißt und vom Hersteller Dorcen stammt. In China sind solche Mini-Modelle die meistverkauften E-Autos, während es in Deutschland in diesem Segment nur den zweisitzigen Smart von Mercedes-Benz gibt, dessen Produktion im kommenden Jahr eingestellt wird.

Die aktuelle Marktsituation zeigt, dass viele chinesische Automarken verstärkt auf den europäischen Markt drängen. Die Beratungsfirma Alix Partners geht davon aus, dass sich die Zahl der aus China importierten Wagen bis 2026 auf 1,1 Millionen pro Jahr verdoppeln wird.

Seit seiner Gründung im Jahr 2020 hat Elaris bisher nur etwas mehr als 600 Autos verkauft. Im Vergleich dazu haben etablierte Marken wie MG Rowe, im Besitz des Staatskonzerns SAIC, und Volvo mit seiner Abspaltung Polestar, beide Tochterfirmen der privaten chinesischen Geely-Gruppe, bereits einen weit fortgeschrittenen Status in der Industrie erreicht.

Aus Rückschlägen gelernt

Elaris erscheint im Vergleich dazu als vergleichsweise klein. Seit der Gründung im Jahr 2020 wurden bisher nur etwas mehr als 600 Autos verkauft. Dennoch hat Gründer Lars Nikolai Stevenson ehrgeizige Pläne, da er in diesem Jahr auf 5.500 Auslieferungen abzielt, wobei bereits rund 2.600 Fahrzeuge fest bestellt wurden.

Der Unternehmer hat jedoch aus eigenen Rückschlägen gelernt. Beim Versuch, im Jahr 2021 ein Mini-E-Auto namens Finn über den Discounter Lidl im Abo zu verkaufen, musste er eine bedeutende Niederlage einstecken. Obwohl hunderte Kunden bestellt hatten, konnte Elaris nicht liefern, da es zu einem Namensstreit mit dem Auto-Abo-Anbieter Finn aufgrund von Namensrechtsklagen kam. Der langwierige Streit führte zu einer Umbenennung des Wagens, was wiederum dazu führte, dass der Elektro-Mini bestimmte Zulassungsverfahren, darunter den Crashtest, erneut durchlaufen musste.

Der Namensstreit und die Auswirkungen der Corona-Krise warfen das Unternehmen nach eigenen Angaben um zwei Jahre zurück. Aktuell werden die Fahrzeuge von Elaris von der Händlerkette Euromaster vertrieben. Das Unternehmen bietet spezielle Versicherungen der Gothaer an und bezieht Ersatzteile über eine Kooperation mit der Online-Plattform Autohelden.

Stevenson hat erhebliche Mittel in sein Unternehmen investiert, einschließlich 3,6 Millionen Euro aus eigenen Mitteln und zusätzlich 11,8 Millionen Euro durch einen Genussschein im letzten Jahr. Seit Herbst diesen Jahres notiert das Unternehmen an der Börse.

Kommt nun die Aufwärtsspirale?

Seit März dieses Jahres verzeichnet Elaris nach Angaben des Gründers Gewinne. Stevenson strebt eine Bewertung des Unternehmens von 500 Millionen Euro an. Er gibt auch preis, dass das Unternehmen einen Umsatz von 180 Millionen Euro in diesem Jahr anstrebt. Stevenson betrachtet Elaris als Konkurrenten für chinesische Hersteller wie BYD oder MG und fokussiert sich auf das sogenannte Volumensegment im Markt.

„Die Mehrheit der Leute interessiert es nicht, in wie vielen Sekunden ein Auto von 0 auf 100 Stundenkilometer kommt“, sagt Stevenson. „Sie wollen ein alltagstaugliches Fahrzeug für 20.000 bis 50.000 Euro. Wir fokussieren uns auf diese Kunden.“ Dabei konkurriert Elaris jedoch auch mit etablierten Marken wie Volkswagen, Opel, Fiat und Skoda.

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