Mar Galcerán wurde in Spanien als Politikerin trotz Down-Syndroms ins Parlament gewählt. Ein fast schon historisches Ereignis.
„Die Gesellschaft beginnt zu erkennen, dass Menschen mit Down-Syndrom einen großen Beitrag leisten können. Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns“, gibt Mar Galcerán zu bedenken. Die 45-jährige Spanierin schrieb mit ihrer Wahl ins Parlament ein Stück Geschichte. So ist sie die erste Politkerin mit Down-Syndrom, die einen Abgeordnetenstuhl besetzt.
Historisches Ereignis
Diese doch bedeutende politische Entscheidung in Spanien blieb international bisher relativ unbeachtet. Bereits im vergangenen September erfolgte die Wahl der Politikerin mit Down-Syndrom in das Parlament der Valencianischen Gemeinschaft. Medial wurde zwar berichtet, das große Aufsehen blieb aber aus. Dabei betonte Mar Galcerán mehrfach die beispiellose Bedeutung dieses historischen Ereignisses.
Über 20 Jahre politisch aktiv
Mar Galcerán startete ihre politische Laufbahn bereits im Alter von 18 Jahren als Mitglied der konservativen Volkspartei (PP). Über einen Zeitraum von ungefähr zwanzig Jahren war sie als Beamtin in der Stadt Valencia tätig, wo sie sich unter anderem stark für die Umsetzung integrativer Politik auf lokaler Ebene engagierte. Im Verlauf der Jahre avancierte sie in ihrer politischen Karriere und erreichte schließlich den 20. Platz auf der Liste der PP-Kandidaten bei den Regionalwahlen in Valencia im vergangenen Mai.
Kritik in den sozialen Netzwerken
Die Wahl von Mar Galcerán zur ersten Abgeordneten mit Down-Syndrom in der gesamten politischen Geschichte Europas wurde auf der einen Seite als bedeutender Fortschritt gefeiert, löste jedoch auch eine Vielzahl von Kritiken aus.
Als Mar Galcerán im September offiziell vereidigt wurde, reagierten die spanischen Medien auf ihre Amtseinführung positiv. Die Resonanz im Internet fiel jedoch gemischt und vielfach kritisch aus. „In den sozialen Medien findet man alles Mögliche“, sagt sie.
„Es gibt Menschen, die mich unterstützen, aber es gibt auch einige, die glauben, dass ich dazu nicht in der Lage bin. Doch das sind Leute, die mich nicht kennen und meine Hintergrundgeschichte nicht verstehen“, erklärt Galcerán gegenüber dem „Guardian“. Dennoch wolle sie die Aufmerksamkeit nicht in erster Linie auf ihr Handicap lenken. „Ich möchte, dass die Leute mich als Person sehen, nicht nur wegen meiner Behinderung.“
Mar Galcerán will Stigmatisierung entgegenwirken
Mar Galcerán hegt die Hoffnung, dass ihr Einzug ins Parlament dazu beitragen wird, bestehende Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen. Es sei ihr wichtig, Stigmatisierungen aufzulösen und zu zeigen, welches Potenzial in Menschen mit gewissen Einschränkungen stecke. Außerdem strebe sie danach, zu lernen, wie man die Bedürfnisse der Valencianer gut vertreten kann und, was noch entscheidender sei, wie man sich für die Belange von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten einsetzt.
Inklusionsbeispiele in der Politik
Obwohl der Amtsantritt Mar Galceráns der erste ist, wo eine Person mit Down-Syndrom ins Parlament gewählt wurde, handelt es sich nicht um das einzige Beispiel für Inklusion auf politischer Ebene.
Bereits im Jahr 2013 wurde Ángela Bachiller in Spanien zur ersten Stadträtin mit derselben genetischen Erkrankung ernannt. Sie hatte ihr Amt in der Stadt Valladolid im Norden der Iberischen Halbinsel inne.
Ebenso wurde im Jahr 2020 Éléonore Laloux in Frankreich, trotz Trisomie 21, zur Gemeinderätin von Arras gewählt.
Trotz etlicher Vorurteile will nun auch Mar Galcerán ein Paradebeispiel für erfolgreiche Inklusion sein und mit ihrem Wirken zum Fortschritt in politischen Bereichen beitragen sowie für Anerkennung, Akzeptanz und Chancengleichheit eintreten. Wer weiß, vielleicht könnte die Repräsentation von Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Sektor zukünftig tatsächlich zunehmen.