Der Durchschnittspreis für Kakao hat sich aufgrund von niedrigen Ernteerträgen und strukturellen Anbauproblemen in den vergangenen Monaten mehr als verdoppelt. Schokolade könnte damit bald erheblich teurer werden. Der Preis für die wichtigste Zutat, Kakao, hat auf dem Weltmarkt kürzlich einen vorübergehenden Rekordwert von etwa 10.000 US-Dollar pro Tonne erreicht. Auch der Goldpreis steigt auf ein neues Rekordhoch.
Worauf der massive Preisanstieg bei Kakao zurückzuführen ist
Der Preis für Rohkakao steigt kontinuierlich an. Vor kurzem kostete eine Tonne bereits über 10.000 US-Dollar, was einem drastischen Anstieg gegenüber den rund 4.000 Dollar vor etwa drei Monaten entspricht.
Gemäß der Infografik, die auf den monatlichen Preisdaten der Internationalen Kakao-Organisation (ICCO) basiert, hat sich der durchschnittliche Preis für eine Tonne Kakao in den letzten 12 Monaten mehr als verdoppelt. Im Februar 2024 betrug der durchschnittliche Preis für eine Tonne Kakaofrüchte etwa 5.640 US-Dollar oder 5.226 Euro.
Laut Experten von JP Morgan Asset Management ist dieser Preisanstieg auf strukturelle Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage zurückzuführen. Außerdem habe die langjährige Vernachlässigung der Investitionen in den Kakaoanbau dazu geführt, dass die Kakao-Plantagen heute um einiges anfälliger auf Wettereinflüsse und Krankheiten sind. Zusätzlich hätten auch steigende Transportkosten den kurzfristigen Preisdruck verstärkt.
Die Haupterzeugerländer von Kakao sind die westafrikanischen Staaten Elfenbeinküste und Ghana. Die ersten Verarbeitungsschritte der geernteten Kakaobohnen werden oft noch auf den Plantagen durchgeführt, aber das Rösten der Bohnen findet in der Regel nach dem Export statt. Das bekannteste Endprodukt ist dann die Schokolade, die in Deutschland zu den beliebtesten Süßigkeiten gehört.
Kakao-Nachfrage begünstigt volatile Inflationsentwicklung
Die Nachfrage nach Kakao steigt seit geraumer Zeit weltweit stark an. Daten der Vereinten Nationen zeigen, dass der pro Kopf Verbrauch von Kakao seit dem Jahr 2000 um 40 % gestiegen ist. Insbesondere in den Schwellenländern wächst die Nachfrage aufgrund steigender Einkommen rapide. Diese wachsende Nachfrage trägt zusammen mit Unterinvestitionen, geopolitischen Spannungen, Umweltveränderungen und veränderten Konsumgewohnheiten mittelfristig zu einer volatileren Inflationsentwicklung bei.
Auch Goldpreis steigt stark an
Neben dem Preis für Kakao ist auch jener für Gold stark angestiegen. Die Feinunze (31,10 Gramm) wurde zuletzt in London für 2.266,59 US-Dollar gehandelt, was einen neuen Rekord darstellt. Bereits Anfang April erreichte Gold mit 2.262,19 Dollar je Unze sein bisheriges Hoch.
Im Jahr 2023 lag der durchschnittliche Goldpreis bei rund 1.943,08 US-Dollar pro Feinunze, was einen leichten Anstieg gegenüber 2022 darstellt. Im Vergleich zu 2019 ist der Preis jedoch deutlich gestiegen, hauptsächlich aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Konflikts, die zu wirtschaftlicher Unsicherheit und Inflation führten.
Wenn die Leitzinsen hoch sind, neigen Marktteilnehmer dazu, in sichere Anlagen mit Zinsen zu investieren, anstatt in Gold, das keine Zinsen generiert. Die Aussicht auf bevorstehende Zinssenkungen, die Nachfrage nach sicheren Anlagen in Zeiten politischer Unsicherheit und die Käufe durch Zentralbanken haben jedoch bereits zu einem Anstieg des Goldpreises um mehr als 8 % in diesem Jahr geführt.
Sinkende Zinsen wirken sich meist positiv auf den Goldpreis aus. Denn damit tritt der Vorteil der zinslosen Goldanlage stärker in den Vordergrund. Gestützt wird das Gold durch Käufe der Zentralbanken. Nach Angaben des Branchenverbands World Gold Council kauften Zentralbanken im vergangenen Jahr knapp 1.040 Tonnen Gold auf dem Markt.
Wird der Leitzins bald gesenkt?
Die Spekulationen über mögliche Senkungen des Leitzinses stehen weiterhin im Mittelpunkt des Geschehens auf dem Goldmarkt. In der Eurozone wurden kürzlich Inflationsdaten aus Frankreich und Italien veröffentlicht, die Erwartungen an Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank verstärkten.
Zusätzlich deuten die am Dienstag veröffentlichten Daten aus deutschen Bundesländern darauf hin, dass die Inflation in der größten Volkswirtschaft der Eurozone zurückgeht.
Auch in den USA hoffen Marktakteure, dass die US-Notenbank Federal Reserve (FED) im kommenden Juni die Zinsschrauben nach unten dreht. Laut „Fed-Watch-Tool“ beträgt die Wahrscheinlichkeit für das besagte Szenario aktuell 51,3 %.