Tchibo muss unbedingt seine Strategie ändern. Der Konzern verbuchte das größte Minus der Firmengeschichte. Laut Firmenchef Weber liegt dies primär daran, dass Tchibo sich nicht auf das Kaffeegeschäft fokussiert hatte.
Tchibo hat die falsche Strategie verfolgt
Das Unternehmen machte jahrelang Gewinne, doch das letzte Jahr war verheerend für den Konzern. Die folgende Statistik zeigt das EBIT von Tchibo weltweit in den Jahren 2004 bis 2022. Im Jahr 2022 erleidete das Handelsunternehmen einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 167 Millionen Euro. Im Jahr 2021 machte das EBIT noch 176 Millionen Euro aus.
Umsatz von Tchibo ist konstant geblieben
Interessant dabei ist, dass Tchibo im Jahr 2022 insgesamt 3,245 Milliarden Euro umgesetzt hatte. Die folgende Statistik zeigt den Nettoumsatz von Tchibo weltweit von 2006 bis 2022, der relativ konstant ist. Der Umsatz wurde in eigenen Geschäften, aber auch in Shop-in-Stores in Märkten anderer Unternehmen erzielt. Tchibo verkauft neben Kaffee auch Sortimente regelmäßig wechselnder Non-Food-Artikel. So gehört der Konzern zum Beispiel auch zu den führenden Textilhändlern Deutschlands.
Neue Strategie notwendig
Tchibo möchte seine Strategie verändern. Dafür setzt das Unternehmen zukünftig wieder mehr auf Kaffee, optimiert das Non-Food-Geschäft und möchte auch neue Kunden gewinnen. Dabei ist angedacht, auch internationale Kaffeebars zu errichten. „Wir werden Kaffee künftig mehr in den Vordergrund stellen“, kündigt Werner Weber an.
Prozesse müssen optimiert werden
Bereits im Jahr 2023 sollen wieder profitable Zahlen geschrieben werden. Um dies zu erreichen, setzt Firmenchef Weber darauf, dass die Einkaufspreise sowie die Energiepreise wieder sinken. Auch straffere Prozesse im Non-Food-Geschäft werden eingeführt. Diese Veränderungen sind zwar nicht extrem umfangreich, doch sie sollten reichen, um den Kaffeekonzern wieder in schwarze Zahlen zu bringen.
Firmengeschichte von Tchibo
Tchibo wurde im Jahr 1949 gegründet. Der Hamburger Kaufmann Max Herz hatte die Idee, Kaffee per Post zu verschicken. Dabei sollte der Kaffee in praktische Kaffeedosen oder in Geschirrtücher verpackt werden. Diese Idee schlug voll ein. Das Kaffeeangebot wurde immer mehr erweitert. Schon bald wurden auch andere Bereiche ins Sortiment aufgenommen. Darunter Haushaltswaren, Wohndekoration, Mode- und Sportartikel. Im Jahr 1955 wurde in Hamburg die erste Tchibo-Filiale eröffnet. Mittlerweile gibt es über 1.000 Filialen weltweit. Auch Online-Shops in 9 Ländern gehören zum Konzern, die zu den erfolgreichsten Online-Shops in Österreich gehören. Dem Kunden wird jede Woche eine neue Kollektion geboten, die immer wieder anders und immer wieder neu ist. „Tchibo. Immer neu, immer anders“, lautet der Werbeslogan.
Tchibo ist Tochter des Maxingvest-Konzerns
Die Maxingvest ist die Dachgesellschaft der Teilkonzerne Tchibo GmbH und Beiersdorf AG mit Sitz in Hamburg. Dank der Mehrheitsbeteiligung am Beiersdorf-Konzern, zu der auch Nivea und Tesa gehören, erreichte Maxingvest im Jahr 2022 ein Plus von 7 % und damit einen Umsatz von mehr als 12 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern sank aber wegen Tchibo von 1,1 Milliarden Euro auf 897 Millionen Euro.
Die vorliegende Statistik zeigt den Nettoumsatz der Maxingvest AG in den Jahren 2006 bis 2022. Im Jahr 2022 erwirtschaftete die Maxingvest einen Umsatz von insgesamt 12,044 Milliarden Euro.
Tchibo wird Mitarbeiter kündigen
Die neuen Strategien sollten den Konzern wieder schnell auf Erfolgskurs führen. Doch das Unternehmen steht mächtig unter Druck. Bei der Belegschaft wird es Strukturveränderungen geben. Im Juni 2023 wurde bekanntgegeben, dass Tchibo bis Ende des Jahres rund 300 Stellen streichen wird. Betriebsbedingte Kündigungen sollten aber vermieden werden.
Jede Woche eine neue Welt
Die neuen Strategien im Konzern betreffen auch stark den Non-Food-Bereich. Dabei handelt es sich um Aktionswaren, die der Konzern weltweit verkauft. Die Artikel werden in rund 900 eigenen Filialen und rund 8.000 Supermärkten, Bäckereien und online verkauft. Diese Idee war damals eine Pionierleistung. Die Geschäfte in der Pandemie waren hervorragend. Daraus folgend hat Tchibo im Jahr 2022 zu optimistisch bestellt.
Viel Ware liegt auf Lager und konnte nicht verkauft werden. Weber begründet den Rekordverlust als „perfekten Sturm“. Die Beschaffungspreise bei Kaffee als auch im Non-Food-Bereich sind gestiegen und zusätzlich vermutet Weber, dass die Konsumenten nach der Pandemie viel mehr Lust hatten, auszugehen und daher weniger Aktionsware kauften.
Die wöchentlich wechselnden Angebote verursachten Chaos und Kosten, weil mehrere hundert Millionen Warenbewegungen pro Jahr zusammenkamen. Die hohen Verluste im Non-Food-Geschäft konnten durch die Gewinne im Kaffeegeschäft nicht kompensiert werden.
Fazit: Tchibo muss sich jetzt selbst eine neue Welt schaffen. Vielleicht liegt der Erfolg hinkünftig einfach in der Welt des Kaffees.