„Kannst du das nicht schwarz für mich machen?“, hört man in Österreich wieder zunehmend. Auch umgekehrt: „Wo kann ich schwarz arbeiten?“ Gerade wenn die Zeiten finanziell schwierig sind, muss man anfangen zu sparen. Da macht es schon einen wesentlichen Unterschied für den Endkunden, ob noch 20 Prozent Mehrwertsteuer bezahlt werden müssen oder der Stundenlohn eines Handwerkers doppelt so hoch zu Buche schlägt als mit einer Rechnung, die dann sehr oft auch nur im Papierkorb landet. Die Prognose lautet, dass die Schattenwirtschaft in Österreich um fast 10 Prozent steigen wird. Wobei die Schwarzarbeit bereits in den letzten Jahren in ganz Europa zugelegt hat und derzeit förmlich aufblüht.
Wirtschaftliche Aussichten fördern Schwarzarbeit
Die Konjunktur stottert. Die Preise steigen stark. Die Aussichten für Österreichs Wirtschaft sind nicht besonders rosig. Die Auswirkungen auf die Schattenwirtschaft – die bekannte Schwarzarbeit – sind dabei erheblich. Das Volumen der Schwarzarbeit wird von 28,8 Milliarden Euro auf 32 Milliarden Euro anwachsen. Dem Staat entgehen dabei Einnahmen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Das Geld, das in der Schwarzarbeit verdient wird, fließt teilweise aber auch wieder in die Wirtschaft zurück. Daher wird ein Teil des Staatsverlustes durch geminderte Steuereinnahmen dennoch über die Mehrwertsteuer kompensiert.
Schwieriges Umfeld und die Einkommen sinken
Wenn Einkommen sinken, floriert die Schattenwirtschaft – das war schon immer so. Die Regierung versucht mit unterschiedlichen Maßnahmen, die Haushalte zu entlasten. Ein wesentlicher Beitrag besteht in der Abschaffung der kalten Progression. Ohne diese Aktion würde die Schwarzarbeit um fast 1,3 Milliarden Euro mehr umsetzen. Diese Maßnahme wird offensichtlich erfolgreich greifen. Es gibt auch Prognosen, die sich darauf stützen, dass die Inflationsrate nicht weiter steigen wird, der Gaslieferstopp ausgeblieben ist und das auch im Jahr 2023 so bleiben wird, sowie die Ausweitung des Krieges in der Ukraine nicht erfolgen wird. Auch die Lieferkettenproblematik hat sich wesentlich verbessert. All diese Einflussfaktoren sollten sich auch zunehmend positiv auf die Reduktion der Schattenwirtschaft auswirken. Und dennoch sind die Zahlen so hoch wie seit der Einführung des Euros nicht mehr. Irgendetwas läuft da aus dem Ruder.
Auch in Deutschland gibt es gewaltige Probleme mit der Schwarzarbeit
Auch in Deutschland steigt die Schattenwirtschaft im Jahr 2023 auf eine nie dagewesene Größe. Die Prognose lautet, dass mit Schwarzarbeit und illegalen Aktivitäten in diesem Jahr ungefähr 440 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Das ist eine Steigerung von 60 Milliarden Euro. Das Wachstum würde bei 10,4 Prozent liegen- eine erschreckend hohe Zahl. In Deutschland gibt es einige Maßnahmen, die Schwarzarbeit reduzieren sollten, wie zum Beispiel Schwarzarbeiter in eine offizielle Beschäftigung zu bringen. Dazu werden Mini- und Midijobs erhöht, die gering entlohnte Tätigkeiten vereinfachen und auch steuerlich entlasten. Doch diese Vergünstigungen sind viel zu gering. Die Schattenwirtschaft müsste um 500 Millionen Euro reduziert werden.
Bauarbeiter arbeiten rund ein Fünftel schwarz
Im Jahr 2022 ist die Schwarzarbeit auch auf Baustellen gewaltig gestiegen. Es sind über 9.000 Strafverfahren wegen illegaler Beschäftigung bei Gericht anhängig. Die Gewerkschaft kritisiert diese illegalen Praktiken im großen Stil vehement. Die FKS – Finanzkontrolle Schwarzarbeit hat 10.000 Ermittlungsverfahren allein im ersten Halbjahr des Jahres 2022 eingeleitet. Das ist um ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Generalunternehmen im Baugewerbe bieten Vorteile, um legal Bauarbeiten durchführen zu lassen.
Auch Haushaltshilfen arbeiten unangemeldet
Die meisten Arbeitskräfte, die im Haushalt helfen, werden nicht angemeldet. In Deutschland sind sogar neun von zehn Haushaltshilfen schwarz tätig. Es sind rund 3,6 Millionen Haushalte, die jemanden beschäftigen, ohne dafür die notwendige Anmeldung zu tätigen. Diese Zahlen gehen aus einer aktuellen Umfrage hervor. Dem gegenüber stehen aber nur 400.000 entsprechend angemeldete Arbeitsverhältnisse. 330.000 davon sind Minijobs.
Schwarzarbeit bringt Risiken mit sich
Menschen, die schwarz arbeiten, können immer wieder entdeckt werden. Das ist nicht nur persönlich unangenehm, sondern auch teuer. Menschen, die ohne Versicherungsschutz arbeiten, haben auch keinen Anspruch auf eine Versicherungsleistung, wenn tatsächlich etwas passiert. Am Bau mit den entsprechend gefährlichen Arbeiten ist das ein enormes Risiko, das eingegangen wird. Umschulungen können eine durchaus attraktive Möglichkeit sein, um nicht schwarz arbeiten zu müssen. Mit dem richtigen Job kann offiziell auch in Zukunft noch gutes Geld verdient werden.
Ein schwarzes Schaf wird nicht mehr ausgeschlossen
Die Akzeptanz der Schwarzarbeit ist auch deutlich gestiegen: Derzeit liegt sie bei knapp 60 Prozent. Es wird als Kavaliersdelikt akzeptiert – besonders auch im kosmetischen Bereich wie Friseur, Massage, Maniküre, Pediküre und auch im Bereich der Nachhilfen. Besonders begehrt sind Schwarzarbeiten im Elektrobereich, bei Autoreparaturen und bei diversen Tätigkeiten im Garten. Für fast 30 Prozent der Bevölkerung ist es auch okay, selbst schwarz zu arbeiten.
Pfusch kostet dem Staat viel Geld
Der Pfusch reduziert die Wertschöpfung. Österreich ist ein Hochsteuerland. Die Abgabenquote liegt bei 43 Prozent und damit im europäischen Spitzenfeld. Die Mehrarbeit bzw. die Mehrleistung zahlt sich für die Erwerbstätigen nicht mehr aus. Die Senkung der Lohnnebenkosten um mindestens 5 Prozent sollte auf jeden Fall diskutiert werden. Doch das schlechte Gewissen hält sich bei den schwarzen Schafen sehr in Grenzen. Jeder muss schauen, wie er durchkommt – vieles sei erst durch den Pfusch überhaupt leistbar. Der Staat ist selber schuld, dass er den Bürgern eine so hohe Steuerbelastung auferlegt. Da stimmt etwas am System nicht, sind sich wohl die meisten einig.